Spielbericht: Rostock Piranhas vs. IceFighters Leipzig: 1:2

Spielbericht: Rostock Piranhas vs. IceFighters Leipzig: 1:2

Piranhas-Tor: Keegan Dansereau

Zuschauerzahl: 971

Puh! Das war ein zäher Abend. In etwa so schmackhaft wie geschmorte Adilette. Der Spielbericht ist daher etwas fader als sonst. Trotzdem soll kein Raubfisch-Fan auf die wohl dosierte Prise Optimismus verzichten müssen.

Das Spiel:

Insgesamt betrachtet war es eine ausgeglichene Partie. Im ersten Drittel hatten die Piranhas gefährlichere Druckphasen, die Leipziger waren hingegen im Umschaltspiel schneller. Immer wieder kamen sie zu raschen Abschlüssen. Das 1:0 – ein fulminanter Schuss von Dansereau – war aber keineswegs unverdient.

Im zweiten Abschnitt spielten zunächst nur die Leipziger. Der aufgebaute Druck war beängstigend. Besonders geschickt zeigten sich die Gäste, wenn es darum ging, die Scheibe im Rostocker Drittel zu behalten. Manch artistische Jonglage stach dabei heraus. Die Hoffnung auf Entspannung keimte jedoch auf, als die Leipziger eine Strafzeit bekamen.

Das Problem: Wie schon gegen Hamm oder in Halle schwächten sich die Piranhas in ihrer eigenen Überzahl selbst. Dieses Mal nicht mit einem Shorthander, aber ähnlich kostspielig: durch eine eigene Strafe.

Das folgende 4 gegen 4 spielten die Leipziger extrem fokussiert. Besonders André Schietzold absolvierte– muss man anerkennen – einen fantastischen Wechsel. Erst raste der Leipzig-Stürmer wie ein Shinkansen-Zug durch das Piranhas-Drittel. Kurz darauf fälschte er einen Schuss im Stile eines Top-Stürmers ab. Unhaltbar – sogar für Albrecht! Angelehnt an einen bekannten Bestseller konnte man als Rostocker Fan unken: »Der Schietzold ist ein mieser Verräter.«

Damit nicht genug! Keine drei Minuten nutzten die IceFighters ein Überzahlspiel mit einer sehenswerten Kombination. Östling. Aus 1:0 macht 1:2 in 139 Sekunden.

Nachdem die Piranhas weitere drei, vier Minuten überstanden hatten, drehte sich das Spiel erneut. Anders als die Sachsen konnten die Rostocker von gegnerischen Strafen nicht wirklich profitieren.

Das letzte Drittel war dennoch zumeist ein Spiel auf ein Tor. Die Raubfische kamen zu ein paar hochkarätigen Chancen, doch Patrick Glatzel avancierte mehrfach zum Spielverderber. Einmal blieb die Scheibe kurz vor der Torlinie liegen, sodass der Dude mit der Beinahe-Mönch-Frise sie gerade noch begraben konnte. Leider spielte Glatzel – mal wieder in Rostock – wie ein Heiliger.

In einer anderen Situation kullerte der Puck nach einem wuchtigen Schuss an die Bande direkt auf das Schlägerblatt eines Rostockers. Das Tor schien sicher. Im letzten Moment schoss jedoch ein Leipziger Schlittschuh das Hartgummi aus der Gefahrenzone. Die Leipziger waren gestern in den entscheidenden Situationen den Tick besser und wacher. Das darf man anerkennen.

Das Ende schmeckte trotzdem besonders fad. Nach einer weiteren vergebenen Überzahl beendete eine eigene Strafzeit die aussichtsreichen Offensiv-Bemühungen. Lenny Soccio nahm in Unterzahl zwar den Goalie raus, aber die IceFighters waren an diesem Abend zu robust – und ein verdienter Sieger.

Das Resümee:

Diese Niederlage tat weh, weil es das erste wirklich unglückliche Heimspiel seit einer halben Ewigkeit war. Weil man in vielen Situationen sah, dass diese Mannschaft es eigentlich sehr viel besser kann. Dieses Können gestern aber zu selten abrief.

Was auch zur Wahrheit gehört: Schlechte Phasen gehören zu jeder Saison. Schlechte Phasen sind oft die Basis für positive Entwicklungen. Sie machen gute oft zu starken Mannschaften. Sagen zumindest Fachmenschen. Und auch wenn dieser Bericht etwas nüchterner als sonst ist – ganz ohne Enthusiasmus geht es dann doch nicht.

10 positive Gedanken zu einem schwierigen Spiel:

  1. Von den vergangenen 15 Spielen!!! haben die Piranhas nur eines mit mehr als einem Tor Unterschied verloren. In 14 Partien waren die Rostocker entweder siegreich oder haben am Punktgewinn geschnuppert. Wann haben unsere Piranhas das zuletzt geschafft?
  2. Leipzigs momentane Tabellenposition trügt – die Mannschaft ist gespickt mit abgebrühten Spielern. Und dennoch überwiegt heute ein Gefühl, das sich positiv deuten lässt: Gestern hat die kämpferisch bessere und reifere Mannschaft gewonnen. Nicht unbedingt die talentiertere.
  3. Nicht vergessen: Leipzigs Team schlug zuletzt die Indians 5:0, die Scorpions 4:3 und Halle mit 3:1. Ein sich unnötig anfühlendes 1:2 ist immer noch ein Ergebnis mit Anstand gegen das momentan formstärkste Team der Liga.
  4. Neuzugang Max Schaludek spielte ein feuriges erstes Drittel. Er war sofort an mehreren sehr guten Chancen beteiligt. Dass die Luft noch nicht für 60 spritzige Minuten reichte, ist nach drei Wochen ohne Spielpraxis kein Wunder. In Kürze: Wie werden viel Freude an Max haben!
  5. Ja, es klappte nicht viel. Aber erneut haben die Rostocker Jungs bis zum Schluss hart gekämpft, zwischendurch dominierende Leipziger wieder halbwegs eingenordet. Es mag manch sauberer Direktpass gefehlt haben – sicher nicht der Wille oder die Leidenschaft.
  6. Trotz absolut miesen Schmuddelwetters waren gestern 971 zahlende Zuschauer in der Halle. Danke dafür! Das ist im Vergleich zu den Vorjahren immer noch ein positiver Wert. Es wird aber wieder Zeit für die 1.000! Wenn wir in dieser Saison vierstellig in der Schillingallee waren, haben die Piranhas noch nicht verloren.
  7. Das Powerplay kann nur besser werden. Wer den Arbeitseifer von Lenny und seinen Jungs kennt weiß: Die kriegen auch das hin.
  8. Keegan hat endlich mal wieder einen im Powerplay reindansereaut. Der Pfosten, der den Schuss ins Netz lenkte, schlottern immer noch die Knie. Auch eine Plexiglasscheibe überlegte sich gestern kurzzeitig, ob sie nicht lieber berstend den Dienst quittieren sollte. Sie hat sich glücklicherweise dagegen entschieden. Immer ein Ereignis, wenn die 21 durchlädt.
  9. Die magische Serie mit 22 Punkten aus 30 Spielen begann damals indirekt in Tilburg. Zwar verloren die Raubfische mehr als unglücklich mit 3:4, aber das damalige Comeback von 1:3 auf 3:3 war der Startschuss für den Umschwung. Und morgen Abend spielen wir in Tilburg. Versteht ihr selbst, oder?
  10. Es sind immer noch unsere Rostocker Jungs!

Wer weiß: Vielleicht fliegen morgen in Holland die Scheiben ins Tor, die momentan an gelenkigen Torwartbeinen abprallen. Denn was wäre gerade jetzt schöner, als der erste Auswärtssieg in Tilburg überhaupt? Und ja: Die Partien bei den Niederländern sind der Achttausender unter den Auswärtsspielen. Aber auch die kann man mit einem Guide wie Lenny Soccio besteigen.

PS: Morgen um 19 Uhr spielen die Freibeuter in der Schillingallee. Kommt vorbei!

#bissigfürrostock

 

Text: Hannes Hilbrecht

Zurück