Nachbericht: Die Tabellenführerbesieger

Hannover Scorpions vs. Rostock Piranhas 1:2 n.V

Torschützen für Rostock: Kunz, Bejmo

Highlights: http://www.thefan.fm/details/ewWrpqwa/

Das Wochenende insgesamt:

Mathieu Tousignant.

Wer nur den Boxscore aus Hannover gecheckt hat, wird sich wundern, warum sein Name diesen Nachbericht einleitet. Dort ist kein Tor oder Assist von ihm verzeichnet.

Aber darum geht es nicht immer.

Es ist ganz einfach.

Die letzten Sekunden der regulären Spielzeit. Hannover drückt, unerbittlich, immer wieder. Es steht 1:1. Pah, gegen die Piranhas? Die Scorpions wollen keinen Punkt verlieren, schon gar nicht gegen Rostock. Sie legen noch mal alles in ihren letzten Schuss.

Der kommt jedoch nicht auf das Tor.

Es ist Mathieu Tousignant, der seinen Körper in das Geschoss wirft. Eine Szene wie aus Hollywood. Einer, der die Kugel freiwillig für die Weggefährten nimmt. Einer, der den Platz auf der Tür im kalten Nordatlantik freiwillig räumt. Man sieht beim Blick auf die Highlights den Schmerz in Tousis Mimik, als er sich vom Eis schleppt.

Dieser Block tat weh. Aber auch dieser Block hat den Sieg gebracht.

Szenen wie diese, liebe Piranhas-Fans, sind der Grund, warum die Raubfische am Wochenende zweimal gegen den amtierenden Tabellenführer gewinnen konnten.

Nicht das größere Talent, nicht der teurere Kader haben in diesen Spielen gesiegt.

Sondern die leidenschaftlichste Mannschaft. Der unbedingte Wille. Ein eingeschworener Haufen Rostocker Jungs.

Es ist krass, dass die Piranhas am Freitagabend um kurz nach 21:00 Uhr mit 0:2 gegen die Moskitos Essen zurücklegen und fast genau 48 Stunden später trotzdem bei fünf Siegen aus den vergangenen fünf Spielen stehen. Es ist krass, dass die Piranhas zu Hause und AUSWÄRTS gewinnen.

Man muss es so klipp und klar und klippundklardeutlich schreiben: Es war eines der besten Wochenenden in der Oberliga-Historie des Rostocker Eishockey Clubs.

Das Spiel:

Über das Spiel selbst sagen die Zahlen fast alles – aber nicht die gesamte Wahrheit.

Vorab: Die Hannover Scorpions haben irre gut Eishockey gespielt. Sie waren mit 54 zu 15 Schüssen überlegen. Aber die Versuche, die die Piranhas hatten, waren fast immer gut.

Besonders das Konterspiel gefiel. Zum Beispiel kurz vor dem Ende des ersten Drittels: »Kilian allein vor dem Gegnertor« - leider ohne Bescherung.

Solche Gelegenheiten gab es nicht inflationär, nicht zuhauf, aber immer mal wieder. Und wenn es sie gab, waren sie gut.

Das zeigte sich auch beim 0:1, schon relativ spät im Spiel. Die Rostocker griffen flüssig und sehenswert an. Kevin Kunz mit einer herausragenden Passidee auf Jack Bloem, der an Kuhn scheitert. Doch die Scheibe landet wieder auf dem Blatt von Kunz, der aus spitzem Winkel einschweißt. Sein erstes Tor für die Piranhas, und ein hart erkämpftes und wichtiges noch dazu.

Die Führung war glücklich – aber nicht unverdient. Leider hatte sie nur wenige Minuten bestand, ehe Hannover sehenswert ausglich. Wenn Pascal Aquin etwas Platz auf dem Eis hat und die Scheibe führt, hört man auch als Gegner Sinéad O’Connor singen. Muss man anerkennen: Schöner kann ein Schuss nicht das Dreiangel küssen.

Sei es drum – es blieb bei diesem einen Gegentor.

Das lag in den Schlussminuten am eigenen Torgestänge, dass #bissigfürrostock war.

Es lag an heldenhaft kämpfenden Verteidigern und Stürmern, die jeden Meter gingen, den sie gehen mussten.

Und es lag an Sebastian Albrecht, den Großen – der zahlreiche großartige Saves sammelte.

Puh. Verlängerung.

Glücklicherweise gibt es in Rostock auch eine Mannschaft, die das gut kann.

Viermal mussten die Piranhas in dieser Saison in die Overtime, viermal lachten die Rostocker Jungs zuletzt. So auch in Hannover. Und wie!

Mike Mieszkowski, der seit Wochen überragend Eishockey spielt und zu den besten einheimischen Stürmern der Liga zählt, bekommt den Puck von Bejmo. Es folgt ein tiefer Lauf über die rechte Spielfeldseite, gegen zwei Gegenspieler.

Bejmo schleicht sich währenddessen wie ein Raubtier in den Slot.

Big Mike registriert das, wehrt einen Poke Check ab, und legt die Scheibe mit der Rückhand perfekt in den Lauf von Bejmo – und der schießt.

Der Rest, Rostock, ist Geschichte.

In diesen acht Sekunden des Angriffs sitzt jeder Pass, jede Puckannahme, jeder Laufweg.

Oder in aller Deutlichkeit: Besser kann das eine Oberliga-Mannschaft nicht ausspielen.

Der Spieler des Spiels:

Sebastian Albrecht. 53 von 54 Schüssen abgewehrt. Eine Leistung, für die er einen Shutout mehr als verdient gehabt hätte. Überall, wo der Puck war, war auch der Schlussmann der Raubfische.

Sebastian Albrecht, der spätestens seit diesem Wochenende zu den drei besten Goalies der Liga zählt, will den Ruhm aber nicht für sich beanspruchen. Es ist, wie er sagt, Teamwork. Wir haben Borschtel nach drei Gründen gefragt, warum er so übertrieben gut pariert. Das sind seine Antworten:

»Ich wurde in Rostock super aufgenommen. Im Verein, in der Stadt, vor allem von den Fans. Und dieses Wohlfühlen ist für jeden Sportler entscheidend.«

»Was die Jungs vor mir verteidigen und blocken ist einmalig. Sie schmeißen sich in jeden Schuss. Das macht es mir als Torwart einfacher.«

»Die steigenden Zuschauerzahlen, die Stimmung allgemein – all das kommt bei uns im Team an. Wir wollen alles dafür geben, dass das so bleibt. Dass das noch mehr wird. Dafür hängen wir uns mit allem rein, was wir haben.«

Der Notizzettel:

Ohne Keegan Dansereau und Jan Tramm nach Hannover reisen und beim Top-Favoriten doppelt punkten – das ist krass. Es zeigt, dass die Piranhas zwar wieder von einer absoluten Top-Reihe profitieren, aber theoretisch jede Formation mithalten kann. Am Freitag traf Thomas Voronov, am Sonntag Kevin Kunz. Die Jungs von Kasse 3 spielen nicht nur aufopferungsvolles, sondern auch attraktives Eishockey. Noch wichtiger: Sie belohnen sich. Gut so!

Nolan Renke war zuletzt nur siebter Verteidiger, sah dadurch kaum Eiszeit. Gegen Hannover reihte er sich in eine ersatzgeschwächte, aber leidenschaftliche Verteidigung nahtlos ein. Großer, guter und erfolgreicher Kampf – so zeigt man Charakter, Renks!

Auffällig: Auch wenn es quantitativ nicht viele Chancen gab, waren viele Rostocker Angriffe ansehnlich. Schnell, unprätentiös nach vorne – mit Mut und Vernunft. Das, was im gegnerischen Drittel geschah, gefiel. Auch hier zeigt sich mit jeder Woche mehr Qualität. Und noch immer hat man das Gefühl: Verdammt, die Piranhas sind noch nicht fertig mit ihrer Metamorphose.

Die Rostocker Jungs sind zum Ende der Spiele bockstark. Selbst nach einem kräftezehrenden Abend gegen die Moskitos und den aufreibenden 60 Minuten gegen die Scorpions wirken die Raubfische fitter als der Gegner. Die harte Arbeit des Sommers zahlt sich aus.

Entwarnung bei Keegan Dansereau: Mussten die Piranhas am Sonntag noch von einer schlimmeren Verletzung ausgehen, hat sich das Szenario nicht bewahrheitet. Das MRT am Montag zeigte keine schwerwiegende Blessur.

Der verdiente Urlaub: Unsere Rostocker Jungs haben vier Tage freibekommen und schwärmen gerade zu Heimatbesuchen aus. Wir sagen: absolut hochverdient! Am Donnerstag startet das Team gut erholt in die Vorbereitung auf das Wiederholungsspiel in Halle.

Unser Appell:

1.500. MAL. DU.

Werden wir jetzt größenwahnsinnig? Vielleicht! Aber nach der seit Jahren besten Phase für das Rostocker Eishockey wollen wir alles dafür tun, dass beim nächsten Heimspiel die Rekordmarke der bisherigen Saison fällt. Dass die Begeisterung noch stärker durch unsere Stadt schwappt.

1.500 Zuschauer am 19.11 gegen Herford!

Kriegen wir das hin?

Die bodenständige, hart arbeitende und jüngst erfolgreiche Mannschaft hat diese Kulisse mehr als verdient.

Nach den 1.250 Fans gegen Duisburg wäre es das nächste Ausrufezeichen in dieser Stadt.

Trommelt für die Piranhas. Kauft Online-Tickets. Sorgt gemeinsam dafür, dass noch mehr Sportfans vom Eishockey in dieser Stadt mitbekommen.

In den kommenden Tagen werden wir wieder spezielle Videos und Motive teilen. Denkt also dran: Gemeinsam #bissigfürrostock.

Jetzt die Schillingallee voll machen: https://ticketing07.cld.ondemand.com/online/index.php3...

Text: Hannes Hilbrecht

Fotos: Bastian Horn

Nachbericht: Die Tabellenführerbesieger

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