Piranhas-Spielbericht: Die Episode mit dem glücklichen Ende

Rostock Piranhas vs. Füchse Duisburg: 2:1 n.V.

Tore: Bejmo, Dansereau

Highlights: https://www.thefan.fm/details/sTKjEBtT/

Vorab:

Gestern hatten die Piranhas schon vor dem ersten Bully gewonnen.

Dank euch.

1.250 Zuschauer pilgerten in unsere beschauliche Eishalle. Der Bestwert in der bisherigen Saison.

Es wird wieder lauter um den Eishockeysport in Rostock. Diese Nachricht tut jedem Spieler und Ehrenamtler im Verein verdammt gut. Sie ist fast wichtiger als der Sieg selbst - und der Lohn für die harte Arbeit von Team, Trainer, Vorstand und Betreuerstab.

Eishockey in Rostock lebt! Sehen wir gemeinsam zu, dass dieser Puls bald noch wummernder durch die Stadt schlägt.

Und mal am Rande: Wie schön sich das Warten auf eine Fanta in einer Schlange anfühlen kann!

Das Spiel:

Es war ein dramatisches Spiel – und eine komische Begegnung. Insgesamt 85-mal schossen die Rostocker (51x) und die Duisburger (34x) auf das Tor. Nur drei Scheiben wollten sich an den Goalies vorbei mogeln.

Das Ergebnis täuscht daher ein bisschen: Das Duell hätte auch locker 4:3 ausgehen können.

Bemerkenswert war, dass sich die Piranhas in einer ungewohnten Rolle wiederfanden. Die Rostocker hatten mehr Spielanteile, mehr Chancen. Sie liefen aber immer wieder gegen eine Wand im Duisburger Tor – Goalie Fabian Hegmann. Piranhas-Verteidiger Marius Pöpel sagte nach dem Spiel anerkennend: »Der Torwart hat sogar die Schüsse rausgeholt, die er gar nicht sehen konnte. Da denkt man sich, der geht jetzt endlich rein, und schon zuckt die Schulter urplötzlich hoch.«

Die Gäste wiederum machten ein insgesamt leidenschaftliches Auswärtsspiel, kämpften verbissen und hatten immer wieder Konterchancen. Eine Konstellation, die Piranhas-Fans ziemlich gut kennen – aber eigentlich in einer anderen Rollenverteilung.

Das Spiel war nie langweilig, es wurde (zumeist fair) gerangelt, an Chancen mangelte es nie. Aber es dauerte fast 27 Minuten, ehe die erste Mannschaft jubeln durfte – und das war leider Gast.

Das Zustandekommen war bitter. Die Rostocker wirkten im Unterzahlspiel robust, sie führten sogar die Scheibe ins gegnerische Drittel Gassi. Dort kam es aber zu einem Kommunikationsfehler. Einer wollte weiterspielen, der andere wechseln. Dieses Missverständnis bestrafte Duisburg mit einem sehenswerten Konter im eigenen Powerplay. Selbst der erneut fantastische Albrecht (33 von 34 Schüssen pariert) konnte dieses Mal nicht ausreichend hexen.

Mit fortschreitendem Spielverlauf, wenn man hinten liegt, rast die Zeit, schlich sich langsam ein dumpfes Gefühl in die Gedanken. Was, wenn die Hütte heute richtig voll ist, viele Leute das erste Mal bei den Piranhas sind – und wir kriegen kein einziges Tor rein gequält?

Kein kollektiver Aufschrei beim TOR-IN-DER-SCHILLINGALLEE-Moment?

Eigentlich unvorstellbar.

Rostock drückte, aber traf nicht. Entweder fehlte die letzte Überzeugung – oder es wurde sich in so manch nett gemeinter Kombination verhaspelt. Und wenn doch mal fast alles passte, stand, lag oder flog der Hegmann im Weg rum.

0:1 nach 40 Minuten. Irgendwie unverdient – aber genauso bezeichnend für einen bis dato unvollendeten Abend.

Umso bemerkenswerter verlief der Beginn des Schlussdrittels. Die Piranhas nutzen die Überreste eines Powerplays zum Ausgleich. Auffällig: Emil Bejmo, der sonst immer versucht, seine Mitspieler einzusetzen, schoss einfach selbst. Wie einfach, wie gut. Big Mike hatte seinen eichenförmigen Körper direkt im Sichtfeld des dieses Mal geschlagenen Fabian Hegmann geparkt.

Der Torjubel auf der Tribüne? Ein wilder Mix aus Erleichterung, Trotz und jeder Menge Glücksgefühl. Willkommen an alle Neuen im Schwarm!

Wer nun dachte, die spielerisch etwas besser veranlagten Piranhas würden jetzt Duisburg wegbeißen, sah sich getäuscht. Mit viel Charakter kamen die Duisburger sofort wieder ins Spiel, es entwickelte sich eine Hatz von Tor zu Tor. Auf und nieder – immer wieder.

Duisburg traf den Pfosten, die Piranhas verzweifelten an Hegmann. Mit jedem Schuss schienen die Schultern des Torwarts breiter zu werden. Die mitgereisten Gästefans goutierten es mit liebevollen Gesängen.

1:1.

Verlängerung.

Sudden Death.

Wer das erste Tor kriegt, verliert. Jeder Szene wohnt in diesem Schauspiel ein Nervenkitzel bei.

Rostock kam in eine gute Druckphase, Mieszkowski schoss aber Hegmann noch berühmter.

Und dann drang Duisburg durch.

Martin Schymainski.

Ein Kraftpaket, ein ehemaliger DEL-Kapitän, allein mit ganz viel Eis vor den Kufen. Zwischen ihm und dem Auswärtssieg stand nur noch Sebastian Albrecht. Der wartete aber nicht ab, bis Schymainski das Rostocker Tor zum Tatort machen konnte, sondern vereitelte die Chance mit forscher Entschlossenheit. Es gibt einen Grund, warum dieser Kerl bisher 93,5 Prozent der Schüsse abgewehrt hat.

Eishockey ist brutal – und das erlebten folglich die Duisburger.

Marius Pöpel passte (wie einst ein Jesse Dudas) im Gegenzug über mehr als 30 Meter perfekt auf das Schlägerblatt von Keegan Dansereau. Dieser durfte nun selbst allein aufs Tor zulaufen.

Und Keegan tat das, was mancher schon für unmöglich hielt: Er legte Hegmann ein Ei ins Netz. Bing!

Die Spieler des Spiels:

Es wäre schlicht unfair, hier nicht Fabian Hegmann zu nennen. Was der Kerl hielt, war fantastisch. Immer wieder bekam er eine Gliedmaße an die Scheibe. Auf der anderen Seite war Sebastian Albrecht kein Deut schlechter. Ein Torwartduell wie ein Schwergewichtsboxskampf – das nach Punkten an Rostock ging.

Der Notizzettel:

1.200 Kilometer durch Deutschland gondeln – für ein Oberliga-Eishockeyspiel. Respekt an die Gästefans, die mit ihrer Trommlerin ordentlich Radau machten. Und wie gerne wir alle drei Punkte in Rostock behalten hätten – dass ihr einen erbeuten konntet, habt ihr euch mit eurer Performance sehr verdient. Hoffentlich bis bald!

Auf der anderen Seite war auch die Schillingallee für die Piranhas da – beim Siegtor geriet so manches Trommelfell in Gefahr. Auch sonst viel Lärm und Leidenschaft. Am »Super Rostock« darf man sich gerne satt hören. Toll übrigens, dass einige Rostocker Fans auch dem Duisburger Torwart applaudierten. RESPEKT wird beim Hockey großgeschrieben.

Selbst an einem gebrauchten Abend, an dem die Scheibe nicht so springt wie erhofft, an dem der gegnerische Torwart über sich hinauswächst, haben die Rostocker Jungs dieses Spiel gewonnen. Nach einem Rückstand. Das allein ist Ausdruck einer wachsenden Qualität auf dem Eis. Und trotz dreier Siege in Folge gibt es diesen wohligen Hintergedanken: Was kann dieses Team gemeinsam mit Coach Lenny Soccio noch alles aus sich herausholen?

Für die Piranhas sind jetzt 25 Prozent der Hauptrunde um – und die Bilanz sieht nett aus. Tabellenplatz 7, sechs Siege aus elf Spielen. Ein positives Torverhältnis. Im vergangenen Jahr standen die Hanseaten zu diesem Zeitpunkt bei fünf Punkten.

Der Jubel danach:

Die 1.250 Zuschauerinnen und Zuschauer fieberten nicht nur bis 64. Minute mit, sie blieben auch danach fast komplett in der Halle. Die Ehrenrunde war eine der lautesten seit Ewigkeiten. Auch die Mannschaft jubelte auf dem Eis – und danach – sehr emotional. Eben weil so viel Aufwand und Willen hinter diesen zwei Punkten steckten.

An dieser Stelle ein Hinweis: Auch wenn sich ein Overtime-Sieg manchmal anfühlt wie ein kuscheliges Rambazamba am Warnowufer, sollte die verdiente »Zigarette danach« beim nächsten Mal bis zum Verlassen der Halle warten.

Wie es weitergeht!:

Das Geile am Eishockey? Ein halbes Jahr gibt es fast jede Woche ein Heimspiel! Die Piranhas spielen schon am kommenden Freitag um 20:00 gegen die Moskitos aus Essen. Der Tabellensiebte empfängt den Tabellenführer. Sorgen wir alle dafür, dass es ein ebenso emotionaler wie toller Abend wird!

Gemeinsam #bissigfürrostock.

Fotos: Bastian Horn

Text: Hannes Hilbrecht

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Piranhas-Spielbericht: Die Episode mit dem glücklichen Ende

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