Rostock Piranhas vs. Hammer Eisbären: 2:5
Piranhas-Tore: Jan Tramm, Emil Bejmo
Zuschauer: 952
Das Spiel:
Hätte der Hund nicht geschissen, hätte er einen Hasen gefangen.
Das ist so ein typischer Großvätersatz. Gestern im ersten Drittel passte er ganz gut.
Die Piranhas kamen schwungvoll in die Begegnung, waren wach, gewannen Scheiben, schossen eifrig auf das Tor. Eine Möglichkeit blieb besonders in Erinnerung: Erst hielt der Torwart, dann die Latte, und danach versperrte ein überragendes Abwehrbein den dritten Versuch.
Mannomann.
Wie geht das Spiel aus, wenn sich die Piranhas mit dem 1:0 belohnen? Na ja. Wenn wir ehrlich sind, wahrscheinlich nicht sehr anders.
Die Leistung der Hammer Eisbären war einfach richtig gut. Im ersten Drittel machten sie aus fast jeder echten Chance ein Tor. Das ist kein Glück, das ist Qualität, wenn man fair ist. 3:0 nach 20 Minuten.
Im zweiten Spielabschnitt umklammerten die Hammer die Rostocker im Stile einer Anakonda. Zur Wahrheit gehört auch: Das, was die Piranhas an Schusspech im ersten Abschnitt anhäuften, holten die Anakondas, ähm Eisbären, rasch nach. Trotzdem 5:0 nach 40 Minuten – ein brachialer Auftritt.
Besonders das fünfte Tor zeigte jedoch angesichts eines ziemlich uncoolen Torjubels, dass ein wahnsinnig guter Eishockeyspieler nicht immer ein wahnsinnig guter Sportsmann sein muss. Schade – passte nicht zum ansonsten reifen Auftritt der Gäste. Raul Jakob, der äußerst hämisch angegangen wurde, bewies, dass eine Provokation auch eine Provokation bleiben kann. Großes Lob fürs Ruhigbleiben, Keule!
Im letzten Drittel spielten die Piranhas mit Herz und starteten bei Null. Hamm, das zeigten Intensität und Ärger nach dem 1:5, hatte nicht allzu sehr locker gelassen. Die Piranhas blieben bissig und belohnten sich mit insgesamt zwei Ehrentreffern. Besonders Jan Tramms Einschweißer von der blauen Linie war ein Pflaster für so manche Schürfwunde auf der Piranhas-Seele.
Insgesamt treffend ein Kommentar eines Fans: »Ja, die Abpraller sind heute fast immer auf einem Hammer Schläger geflogen. Aber dieses Glück ist am Ende kein Glück. Es ist der Lohn exzellenter Arbeit abseits des Pucks.«
Kann man so stehen lassen.
Die Szene des Spiels:
Zweites Drittel, irgendwann inmitten einer der vielen Hammer Druckphasen: Die Scheibe läuft wie auf Schienen, ein perfekter Pass, der Gegner holt aus, die Kelle berührt fast das Hallendach, er trifft die Scheibe mit Wucht. Zum Glück in der Schussbahn: Raul Jakob. Den Schmerz konnte man ihm sofort ansehen. Aber der Abwehrrecke überlegte sich anscheinend während des ersten Zuckens, dass für Pein keine Zeit ist. Sofort hetzte der Piranha der Scheibe hinterher, rein in den Zweikampf. Puck raus, ab zur Bande. Heldenhaft! Kein Schmarrn: Selten hat ein Eishockeyspieler in Rostock so schnell den Schmerz rauslaufen können. Typen wie Raul machen dieses Spiel großartiger als so mancher Torschütze.
Auch bissig: War der favorisierte Gegner aus Hamm superdiszipliniert, spielstark und überlegen, waren die Rostocker auf dem Eis zumindest immer wieder mit harten Checks da. Wenn der Kontrahent schon mit Punkten ausbüxt, soll er das wenigstens mit blauen Flecken tun – und zwar nach FAIREN Hits.
Das Verletzungsupdate:
Raik-Cornell Rennert, der gestern kurz vor dem Ende nach einer leidenschaftlichen Rettungsaktion liegen blieb, hat sich nicht schwerer verletzt. Zum Glück!
Die Szene des Spiels abseits des Eises:
Die Unterstützung von euch war grandios. Bei anderen Sportarten wäre nach einem 0:5 auf der Tribüne Schwund wie auf einem Schrottplatz gewesen.
Bei euch nicht.
Ihr seid geblieben. Keine Pfiffe, kein zu unanständiges Motzen, sondern lautstarke Rufe. »Rostock, Rostock, Rostock«. Immer wieder.
Ohne Mist, wenn ihr singt, aus voller Kehle, klingt das geschmeidig wie Brahms. Weitermachen!
Ebenso toll: Auch wenn das geklaute Balla-Trikot nicht wieder aufgetaucht ist, gab es eine tolle Geste: Ein anderer Piranhas-Fans hat der Beklauten ein altes Pauker-Trikot vermacht. Zusammen sind wir stark. Auch an solchen Abenden, an denen das Ergebnis wie ein Mückenstich in der Kniekehle juckt!
Die Stimme des Spiels:
Ein anderer Raubfisch-Fan kam weit nach Spielende aus der Halle geschwebt, Bier für seine ganze Bagage in den Pfoten. Sagte dann: »Was ist schon ein verlorenes Spiel, wenn man 60 Minuten eine geile Zeit mit Freunden hatte.«
Auf diesen Satz bald ein Ralphi.
Eishockey ist vielleicht der einzige Sport, bei dem man gewinnt, obwohl die eigene Mannschaft verloren hat.
Wir sehen uns Freitagabend – gegen Essen. Bleibt gesund, sicher und bissig!
Tickets für Freitag gibt es hier: https://ticketing07.cld.ondemand.com/online/index.php3...
Text: Hannes Hilbrecht