Die Rostock Piranhas bedanken sich bei Coach Christian Behncke für seine geleistete Arbeit der letzten 2 Jahre und wünchen ihm für die Zukunft alles Gute und viel Erfolg. Arne Taron vom Medienpartner NNN sprach noch einmal mit Christian über seine Zeit in Rostock.
Für die Piranhas des Rostocker EC fand die Eishockey-Saison 2019/20 ein jähes Ende. Die Pre-Playoff-Serie gegen die Füchse Duisburg Füchse wurde nach einem 0:1-Rückstand noch gedreht (2:1), doch der Freude über den Einzug in die Playoffs und der großen Vorfreude auf das Duell gegen den Süd-Meister Eisbären Regensburg wich schnell die Traurigkeit wegen des sofortigen Saisonendes aufgrund der Corona-Pandemie. NNN-Autor Arne Taron sprach mit dem scheidenden Rostocker Headcoach Christian Behncke.
Wie tief sitzt noch der Schock über das abrupte Saisonende?
Es ist natürlich sehr ärgerlich und bitter. Man arbeitet als Eishockeyspieler und Trainer die ganze Saison auf eine Playoff-Teilnahme hin. Zudem haben wir uns in einer starken Form befunden und wollten die Saison gegen den Süd-Ersten Regensburg gerne veredeln. Das war uns leider nicht vergönnt. Da tut es mir für alle Beteiligten natürlich sehr leid.
Die Mannschaft war gegen Ende der Serie und in den Pre-Playoffs gut drauf – schien zum richtigen Zeitpunkt fit und fokussiert …
Das war definitiv so. Man hat gegen Ende der Hauptrunde gesehen, wie sich da bei uns noch einmal ein besonderer Teamgeist entwickelte und auch als Mannschaft haben wir einmal einen Schritt nach vorne gemacht. Insofern natürlich umso ärgerlicher, dass praktisch sofort nach der Qualifikation Schluss war. Ich hätte schon gerne gesehen, wie wir uns gegen ein Team wie Regensburg geschlagen hätten.
Wie fällt ihr Gesamtfazit für 2019/20 aus?
Ganz klar haben wir zu wenig Punkte geholt (53 Punkte im Vergleich zu den 71 Zählern im Vorjahr – d. Red.). Ziel war es, unter die ersten Sechs zu kommen. Das hat nicht geklappt, aber wir waren eben am Ende in den Playoffs sowie zum richtigen Zeitpunkt fit und präsent. Eins muss man aber auch sagen, diese Liga hat weiter an Qualität gewonnen. „Punktelieferanten“ gibt es keine mehr. Jeder Punkt muss hart erkämpft werden.
Wie schwer wogen die Ausfälle der Leistungsträger Viktor Beck und Marvin Krüger?
Diese beiden Ausfälle waren für uns schwer oder besser gesagt, eigentlich gar nicht zu kompensieren. Marvin Krüger hatte zu Beginn angedeutet, wie wichtig er für uns hätte werden können. Viktor war kurz vor seiner Verletzung richtig gut in Form, seine Kurve ging stark nach oben und er hat gut gepunktet. Auch der Ausfall von Marc Kohl in der Abwehr hat uns natürlich nicht gut getan.
Praktisch die gesamte Saison über war das verbesserungswürdige Über- und Unterzahlspiel ein großes Thema …
Das war es leider, und ich kann es mir nicht wirklich erklären. Im Training haben wir es immer wieder geübt. Gegen Ende der Hauptrunde wurde es endlich etwas besser und auch in den Pre-Play-offs sah es ordentlich aus.
Wie wichtig waren die Verpflichtungen von Christopher Stanley und Ned Lukacevic?
Ned haben wir verpflichtet, weil wir mit Roman Tomanek nicht zufrieden waren. Nachdem Ned da war, wurde Roman auch wieder stärker. Diesen Effekt hatte das Ganze schon einmal. Ansonsten war Ned leider auch des Öfteren krank und konnte nicht seine ganze Stärke zeigen. Christopher Stanley hat der Mannschaft mit seiner Erfahrung sowie seiner Schuss- und Passsicherheit sehr gut getan. Er hat die jungen Spieler an die Hand genommen und uns viel mit seiner Erfahrung, aber auch seinen Vorlagen (20) und Toren (10) geholfen.
Tor spielte Jakub Urbisch praktisch. Warum wurde es nicht das Torwartduell auf Augenhöhe zwischen ihm und Philipp Schneider?
Eigentlich hatten wir es zu Beginn so angedacht. Es hat sich aber herausgestellt, dass Philipp noch seine Erfahrungen sammeln muss. Da hat ihm Jakub schon einiges voraus. So war es eben, dass Jakub bei uns die gesamte Saison die klare Nummer eins war. Auch er hat sich gegen Saisonende gesteigert. Philipp sollte sich auf seinen Weg aber keinesfalls entmutigen lassen und weitermachen. Er wird seine Erfahrungen sammeln müssen und hat das Zeug dazu, in einem Oberliga-Tor zu stehen.
Würden Sie einen Spieler besonders hervorheben?
Da sind aus meiner Sicht ganz klar Tom Pauker und Sebastian Brockelt zu nennen. Tom war mit 24 Toren und 33 Vorlagen unser bester Scorer. Das ist schon richtig gut und hat mich auch positiv überrascht. Sebastian Brockelt hat gegen Ende noch einmal einen richtigen Schub bekommen und hat unserem Team mit seiner Spielweise sehr gut getan. Zudem ist natürlich noch Kapitän und Abwehrchef Jonas Gerstung zu nennen. Was der an Eiszeit weggearbeitet und wie er nach hinten und vorne agiert hat – das war klasse und vorbildlich.
Nahezu zeitgleich mit dem Saisonende wurde auch bekannt, dass Sie in der nächsten Saison kein Trainer mehr bei den Piranhas sind. Wie geht es für Sie persönlich weiter?
Mein Lebensmittelpunkt hat sich seit November letzten Jahres von Hamburg nach Bremerhaven verlagert. Ich habe dort einen neuen Arbeitsplatz bei einer Wohnungsgenossenschaft (bisher war Behncke in einem Unternehmen im Hamburger Hafen beschäftigt – d. Red) gefunden. Und so wie bislang, als ich zwischen Hamburg und Rostock gependelt bin, kann man das natürlich nicht mehr machen. Ich würde natürlich schon gerne als Trainer in der Oberliga weitermachen, wenn sich das ergibt. Aber dann eben in Vollzeit und nicht so nebenbei. Bei der Nachwuchsabteilung des REV Bremerhaven habe ich mich schon kurz gemeldet, denn ich möchte natürlich weiter etwas im Eishockey machen.
Was bleibt bei Ihnen von zwei Spielzeiten bei den Piranhas hängen?
Erst einmal bin ich sehr dankbar, dass mir der Verein und vor allem Mike Specht (REC-Präsident – d. Red) die Chance gegeben haben. Ich war bis dahin ein unbeschriebenes Blatt. Man hat mir und der Lösung mit den Spielertrainern (Saison 2018/19 mit Tomas Kurka und Greg Classen sowie 2019/20 mit Tomas Kurka und später Chris Stanley – d. Red.) vertraut. Das fand ich schon toll und darüber war ich sehr glücklich. Ich habe viel gelernt, und es hat viel Spaß gemacht. Rundherum war es ein super Team. Es hat einfach gepasst.
Autor: Arne Taron / NNN-Redaktion