Spielbericht: Der, der (fast) immer hält

Herford Ice Dragons - Rostock Piranhas 2:6

Tore: Bloem 2x, Guran, Steinmann, Mieszkowski 2x

Highlights: https://www.thefan.fm/details/oKCrc3f6/

Der Respekt: Bevor es wieder ein üppiger Spielbericht wird, der Abend bot schlicht viel Stoff, einmal ein paar aufbauende Worte an den Herforder Eishockey Verein. Auch wenn das Ergebnis deutlich erscheint, das Spiel war es nicht. Die Gastgeber erarbeiten sich hervorragende Chancen. Mit Mut, Spielwitz, Druck, aber ohne Glück. Es war ein brutaler Spielverlauf gegen megaeffiziente und bissige Piranhas. Wer das Herforder-Spiel gesehen hat, gerade offensiv, wird ahnen: Dieses Team wird uns noch mindestens dreimal alles abverlangen. Grüße gehen raus nach Ostwestfalen.

Das Spiel:

Allein mit dem Aufzählen von allen Albrecht-Paraden würden wir wahrscheinlich bis morgen brauchen. Daher das Spiel der sechsfach erfolgreichen Piranhas in sechs Schlüsselszenen.

  1. Spielminute: DIE Parade

Keine vier Minuten waren gespielt, da verplemperten die Piranhas den Puck hinter dem eigenen Tor. Herford stibitzte die Scheibe, ein Pass in den Slot, direkt vor das Tor. Begovs, ein Topspieler der Liga, muss nur einschießen, aber dann fängt Albrecht den Schuss weg. Artistisch sicher, so, als ob er nichts anderes im Leben macht. Man sieht in den Highlights die Fassungslosigkeit der Herforder Spieler. Wie. Kann. Der. Den. Halten! Vielleicht ist schon in diesem Moment der Zweifel in den Köpfen der Ice Dragons entstanden, den sie nicht mehr abschütteln konnten.

  1. Spielminute: Jack Bloem, Ladys and Gentlemen

Die Piranhas waren weiterhin noch nicht richtig wach, das Spiel zu glitschig für die Flossen. Wegen eines Wechselfehlers folgte die erste vermeidbare Unterzahl. Einmal klirrte sogar die eigene Latte. Puh, mal wieder. Dann, mit Ablauf der Unterzahl, Jack Bloem kam gerade von der Strafbank, rasten plötzlich zwei Raubfische auf das Tor zu. Die erste richtige heiße Chance, ein JACK-pot! Denn Bloem tat nach Keegan-Assist das, was Begovs zuvor nicht tat. Er traf aus perfekter Position. Emil Bejmo, der Jack fix den Puck für sein erstes offizielles Tor fischte (das in Halle hatte ja nicht lange Bestand), legte ihm später noch eine weitere Bude auf. Willkommen in Rostock, Jack!

  1. Minute: Der Guran Christian

Das Tor von Christian Guran war schlicht und schön. Vor allem smart. Perfekt von Kevin Kunz angespielt, konnte er in Ruhe zielen. Andere hätten draufgehauen, das Mittel der Gewalt gewählt. Guri überlegte mit derselben Arschruhe wie der Charmin-Bär aus der Toilettenpapierwerbung, dann schlenzte er den Puck halbhoch über den Schoner des Torwarts aus der Distanz ins Eck. Viel klüger kann man nicht abschließen. Ein tolles Tor!

  1. Spielminute: Killing them softly

Herford hatte das zwischenzeitliche Unglaubliche geschafft: Eine Scheibe am famosen Sebastian Albrecht vorbeigemuschert. Bei den Herfordern, das sah man sogar im Stream, floss wieder neuer Mut durch die Adern. Aber nur für ein paar Sekunden. Dann killte Kilian die aufkeimende Hoffnung bei den Nordrhein-Westfalen. Und wie er das tat – mit Händen so soft wie Merinowolle. Etwas glücklich fiel ihm die Scheibe vor die Schlittschuhe, dann eine Drehung, da noch ein Move, und zum Schluss ein perfekter Abschluss unters Tordach. Wenn das Leben sich mal richtig dreckig anfühlt, miese Gedanken den Kopf verstopfen, schaut euch dieses Tor an. Eine Augenweide.

PS: Sind wir zu einhundert Prozent sicher, dass das nicht Dante Hahn war? Hehe.

  1. Spielminute: Der neuralgische Punkt

Herford kam ran, 2:4. Die Gastgeber wollten, zeigten das Gesicht, mit dem sie paar Tage zuvor nur knapp an der Überraschung gegen Tilburg vorbei schrammten. Dann der Schock für alle Raubfischherzen. Doppelte Unterzahl. Mitten in dieser Herforder Sturm- und Drangphase. Wie geht die Partie aus, wenn Herford auf 3:4 rankommt? Flattern dann die Nerven? Die Sorgen waren unbegründet, denn die Piranhas rieben sich erneut auf. Und zwar mit allem, was noch in den müden Körpern steckte. Da ein Block, da ein Zweikampf, und dazwischen Albrecht, Albrecht, Albrecht. Gegen einen drückenden und leidenschaftlichen Gegner in dieser Situation eine 3:5-Unterzahl überstehen - bockstark.

  1. Spielminute: Der Dude

Mike Mieszkowski ist ein Bulle. Rein von den Körperproportionen eine Erscheinung, groß, breit, stark. Und genauso bullte er die Entscheidung zum 5:2 ins Tor. Der gegnerische Verteidiger schien an ihm abzuprallen wie ein Insekt an der Frontscheibe auf der Autobahn. Einerseits absolute Kraft und Körperbeherrschung– und dann mit Köpfchen den Goalie ausgeguckt.

Das Tor von Big Mike fasste den Abend aus Rostocker Sicht perfekt zusammen: Sekunden nach der großen Chance für den Gegner eiskalt. Mit körperlicher Robustheit – und sehr viel Cleverness.

Die Notizen:

Vor ein paar Wochen klagten wir noch: Viele Chance versemmelt, der Gegner brutal effizient. Glück, ja, auch, aber vor allem Qualität. Eishockey bedeutet: Im richtigen Moment da zu sein. Und gestern waren die Piranhas diese Mannschaft, die abgezockt drei Punkte aus der gegnerischen Halle entführte. Ein schönes Gefühl.

Kein Dansereau, kein Bejmo. Sondern Bloem, Guran, Steinmann. So unfassbar wichtig, dass die Piranhas auch in der Tiefe scorten. Dass sich gute Jungs für harte Arbeit mit Toren belohnten. Besonders Kilian Steinmann – der jetzt schon mehr Tore hat als vergangene Saison – wächst mit dem C auf der Brust über sich hinaus. Was ein Typ! Und gut, dass die Szene kurz vor Schluss glimpflich ausging.

In den zurückliegenden Saisons konnten die Piranhas-Fans bei eigener Unterzahl fast den Platz verlassen und sich eine neue Kaltschale holen. Das ist diese Saison anders. Die Piranhas haben das fünftbeste Unterzahlspiel der Liga. Gegner brauchen im Schnitt fünf Möglichkeiten für ein Tor. Gestern hatte Herford vier Chancen – aber keinen Erfolg. Das zeigt vor allem eines: Dieses Team steht zusammen, dieses Team ist #bissigfürrostock.

Der Spieler des Spiels: Sebastian Albrecht

Er ist der, der immer hält, der immer hält, der immer hält. Es waren nicht nur die 32 von 34 möglichen Saves. Es war die Art und Weise der Paraden. Gut, dass Albrecht nicht im Mittelalter spielte, seine Hexerei hätte ihm christliche Nächstenliebe eingebrockt. Erneut eine phänomenale Leistung in seiner phänomenalen Saison. In Rostock steht momentan einer der besten 3 Goalies der Liga im Tor – mit einer Fangquote von 93,1 Prozent. Und das ist eine irre gute Sache.

Der Aufruf:

Leute, es sieht sehr, sehr gut aus, dass wir am Sonntag die beste Kulisse der bisherigen Saison haben werden. Der Vorverkauf zieht richtig gut an. Die Menschen haben Bock auf einen Abend mit 100 Prozent Livesport-Gehalt. Und wahrscheinlich mehr als 1.000 Leuten in der Halle. Aber da geht noch mehr!

Eishockey in Rostock kann in diesem Jahr wieder eine Nummer werden. Die Mannschaft steht zu 100 Prozent zu unserer Stadt – und spielt hartes, ehrliches und immer häufiger sehenswertes Eishockey.

Wer morgen nicht in die Schillingallee kommt – und dafür keinen lebenswichtigen Grund hat – ist ein absoluter Dösbaddel.

Hier entsteht gerade was. Verpasst das nicht. Ihr werdet euch sonst vor Ärger schuppen!

#bissigfürrostock

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Text: Hannes Hilbrecht

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