Spielbericht: Die Scorpion-Kings

Rostock Piranhas vs. Hannover Scorpions: 4:2 (3:1 | 0:0 | 1:1)

Tore: 1:0 Voronov (4. Spielminute), 2:1 Öhrvall (7. Spielminute), 3:1 Kunz (18. Spielminute), 4:2 Öhrvall (60. Spielminute)

Schüsse: 50 - 40

Strafminuten: 4 - 10

Zuschauer: 1.313

Text: Hannes Hilbrecht

Bilder: Ole König

Die Rostock Piranhas gewinnen gegen die Hannover Scorpions überzeugend und anspruchsvoll mit 4:2. Auch abseits des Eises war es ein herausragender Abend für das Rostocker Eishockey. Der Spielbericht!

Prolog:

Wie sich das Rostocker Eishockey in den vergangenen Jahren entwickelt hat, zeigte sich nach Spielende auf dem Weg von der Eishalle zur Geschäftsstelle der Piranhas. Dort, wo sich die Spielerkabine befindet.

Waren vor ein paar Jahren nur ein paar verstreute Fans zu sehen, war der Weg nun eng mit Fans gesäumt. Für manche Spieler gab es vor lauter Autogramme und Fotowünsche kein Durchkommen. Bestimmt 150 Fans wollten ihre Fans weit nach Spielende noch mal zum Resultat beglückwünschen. Man konnte sie nur zu gut verstehen.

Das 1. Drittel:

Genau drei Minuten ließen sich beide Teams zum Abtasten bitten. Dann wurde es ein wildes erstes Drittel. Den ersten Biss setzen die Piranhas. Connor Hannon und Jesper Öhrvall spielten sich den Puck zu, ehe Thomas Voronov im Slot einlief. Dort nahm er den Puck direkt und schoss platziert ins linke untere Eck (4. Spielminute).

Die Führung währte nur 72 Sekunden. Aufgrund eines Fehlers im Spielaufbau bekamen die Scorpions eine Überzahlsituation, die sie eiskalt nutzten. Der chancenlose Albrecht wurde sehenswert ausgespielt. (5. Spielminute)

Doch genau in diesem Moment zeigten sich neue Nehmerqualitäten der Piranhas. Konnten sie sich gegen Herford, Hannover und Halle vom ersten Niederschlag nicht rasch genug erholen, gingen die knallpinken Piranhas sofort wieder in den Clinch. Denn zweieinhalb Minuten später gewann Jesper Öhrvall ein Bully, das Joey Luknowsky zurück zu Louis Stromberg passte. Der haute einfach mal rauf, und fand erneut Jesper, der sehenswert in das Tor abfälschte. (7. Spielminute).

Und damit nicht genug: Die Rostock Piranhas drückten nun auf das nächste Tor. Unwillig, sich nach dem erneuten Treffer gleich wieder einen einschenken zu lassen. Die beste Gelegenheit dafür bot sich in der 18. Spielminute – als die Raubfische eine 5:3-Überzahl bekamen. Das Tor, das folgte, war dann eine kleine Meisterleistung von Kevin Kunz. In einem Tohuwabohu schien die Scheibe unter einem Hannover-Spieler eingeklemmt. Irgendwie kam Kevin Kunz trotzdem wühlmausartig an den Puck und bugsierte diesen ins Tor. Das 3:1.

Viel hätte nicht gefehlt, und die Rostocker hätten sogar noch das vierte Tor nachgelegt.

Das 2. Drittel:

Eishockey ist und bleibt aber wie die berühmte Schachtel Pralinen von Forrest Gump. Nach dem Torrausch im Auftaktabschnitt wurde es nun härter umkämpft. In den ersten zehn Minuten waren die Scorpions gefährlicher, danach kamen die Piranhas deutlich besser rein. Auf beiden Seiten hielten die Goalies famos. Nach intensiven, aber torlosen 20 Minuten ging es in den letzten Abschnitt.

Klingt langweilig - das Spiek war es ganz und gar nicht. Viele Zweikämpfe, viele Abschlüsse, wenig Pausen - so muss Hockey sein!

Das 3. Drittel

Beide Teams hatten im letzten Abschnitt Pläne. Die Scorpions mobilisierten – das war beachtlich – immer neue Energie, während die Piranhas erbittert dagegen hielten. Auf beiden Seiten gab es Großchancen – und grandiose Paraden der Torleute. Gleich mehrfach flog Sebastian Albrecht wie ein Torwartsuperheld durch seinen Torraum. Die Verzweiflung war den Scorpions anzumerken. Sie waren damit aber nicht allein.

Denn auch die Piranhas hatten fünf, sechs phänomenale Gelegenheiten. Einmal rutschte die Scheibe dem Wölfl, dem Gästetorhüter, durch die Bekleidung – aber leider auch Zentimeter am Tor vorbei.

Mitten in einer Druckphase der Raubfische war es der gegnerische Starspieler Norman Hauner, der am unüberwindbaren Albrecht doch vorbeikam (56. Spielminute).

Und die Raubfische? Versteckten sich nicht – sondern entrollten gleich die nächste Welle auf das gegnerische Tor. Heikel wurde es, als ein strittiges Icing die Piranhas ins eigene Drittel zwang. Hannover reagierte, nahm sogar schon mehr als zwei Minuten vor dem Ende den Goalie raus. Die Piranhas unter Dauerdruck – bis die Raubfische eine Strafe durch Thomas Supis provozierten. 2,03 Minuten auf der Uhr, davon zwei Minuten Überzahl – was soll passieren?

Die Scorpions passierten. In Unterzahl kämpften sie sich ins Piranhas-Drittel, nahmen erneut den Torwart raus, machten Druck. Aber die Abwehr der Raubfische hielt. Vielleicht, weil so manche erste Begegnung vor dem Spiel Glück gebracht hatte, vielleicht aber noch viel wahrscheinlicher, weil die Piranhas bis zum Schluss kämpferisch besonnen, kampfstark und kreativ blieben. Der Schuss von Jesper ins verwaiste Tor der Scorpions war der letzte Hieb, der den Gästen durch Wedemark und Bein ging.

4:2 gegen den haushohen Favoriten, gegen den Tabellenführer – das nennt man Statement-Sieg.

Der Respekt vor dem Gegner:

Zu einem rasanten und spannenden Eishockey-Spiel gehören immer zwei Mannschaften. Hannover ließ alles auf dem Eis. Und anders als im Vorjahr, als der Stachel manchmal etwas locker saß, war es eine harte, aber faire Partie.

Und: Die zahlreich mitgereisten Scorpions-Fans, die mit lauten Gesängen starteten, verstummten, als Vorstand Tobias Mundt seine Ansprache zu den pinken Trikots hielt. Das war sehr respektvoll, liebe Gästefans. Vielen Dank!

Das Duell des Spiels: Sebastian Albrecht gegen Marco Wölfl

Beide Torhüter hielten so manche Unhaltbare. Auch der Save-Percentage auf beiden Seiten sprach für sich. Der Goalie aus der Wedemark konnte 93,8 der Schüsse abwehren (46 Saves), während Albrecht bei 95 Prozent und 38 Saves stand. Das war höchste Torhüter-Kunst in der Oberliga Nord! Am Ende konnte es jedoch nur einen Scorpion-King geben: und das war der Fels im Rostocker Tor.

Die Stars des Spiels:

Neben Sebastian Albrecht fallen einem sofort Jesper Öhrvall und Connor Hannon ein. Während Connor das erste und das letzte Tor einleitete, war Jesper am 1:0, 2:1 und 4:1 als Torschütze oder direkter Vorlagengeber beteiligt. Jesper überragte als Winger neben Kilian Steinmann und Ilja Fleischmann, während er im Nebenjob

Thomas Voronov und Joey Luknowsky centerte.

Apropos Voro. Der voronoffte das erste Mal in dieser Saison einen rein – und das mit einem wirklich schönen Schuss. Auch beim 2:1 stand der kampfstarke Flügelstürmer auf dem Eis. Insgesamt eine mutige und sehr auffällige Leistung des Ur-Rostockers.

Die gesamte Verteidigung konnte die Drangphasen der Scorpions immer wieder unterbinden. Das Penalty-Killing war Klasse. Und überhaupt: Dass die Rostocker wieder nur zwei Strafen gegen einen vermeintlich überlegenen Gegner zogen, zeigt, wie diszipliniert diese Mannschaft nach hinten arbeitet.

Ihr Fans: Ihr habt unsere pinken Trikots innerhalb weniger Stunden komplett leergekauft. Alles aus! In zwei Wochen gibt es am Fancontainer noch einen Nachschlag. Mehr Infos folgen morgen!

Toll auch, wie ihr auf den Rängen ein intensives Duell begleitet habt. Das war nicht nur von den Rostocker Jungs spitze, sondern auch von den Rostocker Fans.

Am Rande der Bande:

Nach guten Auftritten ohne Punkte belohnten sich die Rostocker Jungs mit einem starken Auftritt und einem Überraschungssieg. Zur Belohnung wurde die Kabine ordentlich mit Wolfgang Petry beschallt.

Der schönste Satz:

Irgendwie fühlt sich nach der gezeigten Leistung der Überraschungssieg gegen die Wedemarker zwar immer noch überraschend an. Aber irgendwie weniger überraschend als sonst. Ein Zeichen für ein neues Selbstvertrauen?

Wie geht es weiter:

Morgen Abend, 18:00 Uhr in Leipzig. Die Piranhas wollen das Sechs-Punkte-Wochenende!

 

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