RostockPiranhas vs. Hannover Indians 2:3
Piranhas-Tore: Bloem, Paul-Mercier
Zuschauerzahl: 913
Torschüsse 42:35
Vorab:
Es war ein enger, umkämpfter und sehr dynamischer Eishockey-Abend. Leider mit dem besseren Ende für den zugleich glücklichen und verdienten Sieger aus Hannover. Gratulation an dieser Stelle!
Was neben dem für uns unglücklichen Ergebnis den ansonsten tollen Sportabend trübt? Der Komplettausfall des mobilen Datennetzes, der einen Sprade-Livestream leider unmöglich machte. Unser grandioses Media-Team hat alles versucht, war aber chancenlos und aufgeschmissen. Bei allen Hannover- und Piranhas-Fans in der Ferne bitten wir um Verzeihung. Wir arbeiten daran, dass das kein zweites Mal passieren kann.
Zum Spiel:
Zehnmal in Folge hatten die Piranhas in Folge gepunktet, dazu Heimsieg an Heimsieg gereiht. Diese Serie ist gestern nach dramatischen 60 Minuten leider gerissen.
Das ist glücklicherweise die sportlich einzige schlechte Nachricht.
Den 913 Zuschauern in der Eishalle bot sich ein jederzeit tolles Oberliga-Spiel. 60 Minuten Action, kaum eine Sekunde Langweile. Ganz viel Herz und Geschick von beiden Seiten.
Das deutete sich schon in der Anfangsphase an. Beide Teams hetzten hin und her, gaben keine Scheibe verloren. Immer wieder suchten die forschen Kontrahenten den Abschluss. Allein im ersten Drittel zählte das Kampfgericht 34 Torschüsse (18 zu 16).
Zu Beginn gab es gefühlte fünf Minuten lang einzige keine Spielunterbrechung. Einfach nur authentisches und chancenreiches Eishockey. Auch davon abgesehen sollte das erste Drittel viel über den weiteren Spielverlauf aussagen.
Ein absolut ausgeglichenes Spiel wog nur phasenweise stärker in die eine oder andere Richtung. So waren die Piranhas in den ersten zehn Minuten besser, torgefährlicher und spielfreudiger. Sie scheiterten aber zu oft am überragenden Miserotti-Böttcher im Indians-Tor.
Waren die Piranhas zu Beginn der jeweiligen Drittel etwas dynamischer, arbeiteten sich die Indians jedes Mal rechtzeitig zurück. Das war ein sehr reifer Auftritt eines abgeklärten Spitzenteams.
Die Tore der Indians kamen teilweise speziell (immer absolut regelkonform!) zustande. Besonders das 0:1 im eigenen Powerplay zählt sicher zu den bittersten Gegentoren des Jahres. Auch beim siegbringenden 2:3 nutzten die Indians einen Flüchtigkeitsfehler gnadenlos aus. Das alles soll den Auftritt der Gäste keineswegs schmälern. Sie waren schlicht die abgezocktere Mannschaft. Und genau ist eine Kernkompetenz einer Spitzenmannschaft.
Wenn die Piranhas zwei Probleme in der Saison haben, dann die Chancenverwertung und das Powerplay. Auch gestern erinnerte der hanebüchene Umgang mit Gelegenheiten an die spanische La Tomatina. Bei dieser beschmeißen sich einheimische mit überreifen Tomaten.
Zusätzlich zur Chancenverschwendung schmiegte sich auch das Pech um das Schlägerblatt. Bestes Beispiel waren zwei, drei Angriffe im Schlussdrittel, bei denen Miserotti-Böttcher bereits überwunden schien, aber die Piranhas-Angreifer den Puck nicht trafen.
Zur Wahrheit gehört: Auch auf der anderen Seite hielt Sebastian Albrecht mehrere Male famos. Dieses Spiel gestern hätte auch locker 6:5, 4:5 oder ähnlich ausgehen können. Beide Goalies hatten allerdings etwas gegen Torhagel einzuwenden.
Die Szene des Spiels:
Unmittelbar vor der Schlusssirene gab es die Riesenchance zum Ausgleich. Nach mehreren Paraden des Torwarts kullerte die Scheibe doch noch mal an allen Hannoveranern vorbei. Leider geschätzt drei Zentimeter neben der falschen Seite des Pfostens. Der vorbereitete Jubelschrei blieb jäh in der Kehle stecken.
So brutal dieses letzte Aufbäumen auch scheiterte, es zeigte, warum man Eishockey nur lieben kann. Das Spiel von sehr großen und starken Jungs wird oft um die Breite einer Pfennigmünze entschieden. Genau wegen dieser Action ist jeder Besuch der Eishalle ein besonderer Abend.
Der Spieler des Spiels:
Christian Paul-Mercier. Was Mercy seit Wochen abreißt, ist genial. Gestern belohnte er sich mit dem zwischenzeitlichen 2:1, das er fantastisch unter die Latte klebte. Auch ersten Drittel war er mehrmals nah dran am Tor. Beeindruckend, wie selbstverständlich der Junge neben Emil Bejmo und Mike Mieszkowski über das Eis cruist. Nicht vergessen: Vergangene Saison war Mercy oft der überzählige Angreifer. Dieses Jahr spielt er erste Reihe, und es sieht aus, als hätte er nie etwas anderes getan. Hut ab!
Der Piranhas-Notizzettel:
Wo wir bei den Lobpreisungen sind: Auch Jack Bloem machte erneut ein starkes Spiel und belohnte sich mit einem Tor. Auch hier ist vor allem die Entwicklung beeindruckend. Tat sich Jacki (wie manche ihn amerikanisch betont liebevoll nennen) zu Saisonbeginn schwer, initiierte er immer wieder aussichtsreiche Angriffe. Es ist nicht nur sein Output in Toren und Vorlagen, mit dem Jack momentan auffällt. Vor allem sein Spielwitz macht reichlich Lust auf die kommenden Wochen.
Mit einem dramatischen 3:2 gegen die Hannover Indians begann die Punkteserie im Oktober. Mit einem nicht minder nervenaufreibenden 2:3 endet sie gegen denselben Gegner im Dezember. An dieser Stelle: Danke Jungs für spielerisch tolle und erfolgreiche Wochen!
Noch besonderer wird der gestrige Abend, wenn Erinnerungen aus der blassen Vorzeit aufkommen. Ein 2:3 gegen Hannover – es wäre in einigen Saisons als Achtungserfolg verbucht worden. Gestern zeigte sich erneut die beste Botschaft dieser Saison. Die Raubfische können gegen absolute Spitzenmannschaften in Hochform konstant mithalten.
Ach ja: Diese Piranhas machen euch auch dann unglaublich Spaß, wenn sie unglücklich verlieren. Danke für die vielen positiven Kommentare unter dem Ergebnispost, die diesen Eindruck bestätigten.
Trotz des ungünstigen Termins (erstes Weihnachtsmarkt-Wochenende) und dem ausverkauften Ostseestadion nebenan wurden 913 zahlende Zuschauer gezählt. Danke für euer Kommen! Am Freitag im Ostderby gegen Leipzig dürfen es gerne wieder 1.000+ werden.
Wer in der Halle war, hat es mitbekommen: Die Piranhas haben einen weiteren deutschen Stürmer verpflichtet. Dieser scorte in den vergangenen Saisons sehr verlässlich und wird Spielfreude an die Ostsee bringen. Die Bekanntgabe der Verpflichtung erfolgt am Montag. Seid gespannt!
Wie geht es weiter:
Morgen um 18:15 gastieren wir in Halle bei den Saale Bulls, die heute den Abschied von ihrem Trainer bekanntgaben. An alle Piranhas-Auswärtsfahrer: Achtet auf dem Weg zum Auto auf Stolperfallen. Nicht dass schon wieder eine Rippe eines Rostockers Schaden nimmt!
Tickets für das nächste Heimspiel: https://ticketing07.cld.ondemand.com/online/index.php3...
Immer dran denken: Gemeinsam
Fotos: Peter Paul Reinmuth