Hammer Eisbären vs.: Rostock Piranhas: 4:5
Tore Piranhas: Fleischmann, Pohl, Öhrvall (2x), Schaludek
TOPSPIEL GEGEN DIE HANNOVER SCORPIONS AM SONNTAGABEND: 19:00 UHR
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Vorbemerkung:
Es ist also wahr. Es gibt ein Topspiel. Ein richtiges Topspiel. In Rostock. In der Schillingallee. So rein von der Tabellenkonstellation. Der Zweite (DIE!) gastiert beim Tabellenvierten (WIR!). Dazu dreht morgen auch noch ein richtiges Fernsehteam eine kleine Reportage über die Piranhas. Das heißt: Mehr denn je brauchen am Sonntagabend jeden SPORTFAN unserer Stadt in der Eishalle.
Und jetzt: Viel Spaß mit dem nächsten Piranhas-Thriller zum Nachlesen.
Text: Hannes Hilbrecht
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Gestern Abend, irgendwann ungefähr um 22:06 und ein paar zerquetschte Sekunden.
Die Sofadecke ist zu einem Wan Tan zerknüllt, kalter Schweiß rinnt von der Stirn. Eine Gemengelage aus Liebe, Wut und Furcht brodelt in der Brust. Und immer wieder der penetrante Wunsch, dass es endlich vorbei ist.
So ging es dem Autor dieser Zeilen, und sicher auch vielen anderen gestern Abend.
Eishockey bringt uns irgendwann alle um. Oder beschert uns zumindest vom Haareraufen eine Fleischmütze.
Was war passiert?
Eigentlich nur gute Sachen. Fast 50 Minuten lief alles auf dem Eis ziemlich glatt.
Im Auftaktdrittel beschnupperten sich die Hammer Eisbären und die Rostock Piranhas noch wie zwei unsichere Studierende beim ersten Tinder-Date in einer neuen Stadt. Viel fand jedenfalls in der neutralen Zone statt. Hehe.
Pikant wurde es nur, als Kevin Kunz mit einem richtigen ansehnlichen Schuss den Pfosten streichelte und Filip Stopinskis Schläger nicht ganz an den Puck gelangte.
0:0 nach 20 Minuten. Für ein Auftaktdrittel in fremder Halle gar nicht so schlecht. Und das zweite Drittel, wer hätte das vor Jahren gedacht, ist mittlerweile eh die Piranhas-Bastion der guten Hoffnung.
So auch in Hamm.
Jesper Öhrvall trieb die Scheibe nach vorne, Max Schaludek spielte schön und smart zurück, und Ilja Fleischmann packte den Hammer aus. Ein Strich von einem Schuss, der das Tornetz einer eingehenden TÜV-Untersuchung unterzog.
Nur Sekunden später wurde es für die Eisbären etwas zu heiß im Umfeld des Pohls. Filip Stopinski gewann einen wichtigen Zweikampf gegen eine danach herumplärrende gegnerische Lachheit. Kevin Kunz spielte folglich geistesgegenwärtig in die Mitte, wo Patrick Pohl perfekt abfälschte. Das 2:0.
Das Problem? Gerade als die Piranhas den Eisbären das Fell über die Kuschelohren zogen, leisteten sie sich eine Strafe. Dante Hahn sorgte mit einem Inferno von einem Schuss für eine kaputt geschossene Torwarttrinkflasche und den Anschluss. Mit 2:1 aus Rostocker Sicht ging es in das Schlussdrittel, und da wurde es endgültig heiß. Auch weil die Piranhas noch ein Powerplay zu Ende bringen durften.
Connor Hannons Schuss blieb zwar vor dem Gehäuse im Gewühl stecken, Emil Bejmo, der erneut als Verteidiger spielte, passte dafür aber herausragend auf Jesper Öhrvall. Und so präzise wie ein Südstadtklinik-Chirurg Hüftgelenke in den menschlichen Korpus kloppt, nagelte Öhrvall den Puck ins Tor. 3:1. Und der Auftakt einer Demonstration Rostocker Powerplaykünste.
Denn kurze Zeit später zündete Connor Hannon in Überzahl den Turbo, lief am Hammer Begleitschutz vorbei und passte perfekt auf Max Schaludek. Und der traf easy zum 4:1.
Und es kam noch besser. Die Rostocker waren dabei, den Hammer Eisbär auszuflensen. Flensen ist dabei ein schönes Verb, es bedeutet, etwas monströses auszuweiden, zum Beispiel und leider: tolle Meeres- und Landsäuger. Jetzt kann sich jeder denken, warum Flensburg vielleicht Flensburg heißt.
Damit ist der Bildungsauftrag unseres Spielberichts abgeschlossen. Was wir eigentlich sagen wollten: Die Piranhas nippelten etwas krumm und mit Glück das nächste Powerplaytor rein. Wieder war Jesper Öhrvall Absender der Überraschungspost für den Gegner.
5:1. Das Fell des Gegners an die Wand genagelt. Alles im Griff. Alles geflenst.
Vermeintlich.
Denn Eishockey ist immer noch Eishockey.
Mit vermeidbaren Strafen, so nannte es Coach Lenny Soccio auf der Konferenz, brachten die Raubfische den Gegner ins Spiel.
Innerhalb von vier Minuten schossen die Gastgeber drei Tore. 4:5. Noch viel zu viel Zeit auf der Uhr.
Und dazu der Preis des eigenen Wunders, den die Piranhas-Fans mit einer Bärenangst begleichen mussten. Vor kurzem hatten wir Herford nach einem 0:4 noch sieben Dinger reingewürgt. Drohte den Piranhas jetzt die Herford-Experience? Eine Massage mit Hammern, aber ohne Happy End?
Der Schmerz des Ambosses war jedenfalls nah. Hamm rannte selbstbewusst an, druckvoll, mit Tempo. In den Köpfen der Gastgeber schien der Fischrogen schon auf der Sauerteigbrotscheibe verteilt. Das Comeback rückte näher als der Auswärtssieg.
Aber, verdammte Sch***, es sind die Rostock Piranhas – mit ziemlich harten Fischeiern. Nicht nur wurde der Schock abgeschüttelt, die Raubfische spielten sich sogar wieder Chancen heraus. Und selbst als Hamm den Torwart rausnahm, wurde es nicht mehr richtig hart brenzlig. Eine Hammer Strafe beendete – dankenswerterweise – sogar die Schlussoffensive vorzeitig.
Nach dem 4:5 nicht wegzubrechen war eine unfassbare mentale und körperliche Energieleistung. Auf diese darf man stolz sein!
Und: Fühlt sich das gut an, wenn spätabends auf der Couch pure Erleichterung durch vor Aufregung geweitete Adern jagt.
Der Respekt vor dem Gegner:
Wenn eine Mannschaft 1:5 hinten und bereits ausgestreckt auf der »Flensbank« liegt, angesichts von Öhrvall, Hannon und Bejmo das Vaterunser singen darf, ist das eine deprimierende Situation. Unfassbar stark, wie Hamm trotzdem aus dieser misslichen Lage noch mal zurückkam! Ohnehin: Diese Mannschaft hat mehr Feuerwerk im Kader deponiert als Bengalo-Benjamin für Silvester in der Garage. Balla, Laschheit, Zuravlev, Reichert, die Finnen, Dante Hahn – das ist schon sehr bemerkenswert. Wenn Hamm so spielt wie zwischen der 47. und 55. Minute, werden noch so manche Gegner die Eisbären nicht sehen wollen.
Der Notizblock:
Wie schwer das Spiel war, zeigte eine spätabendliche WhatsApp-Konversation mit Kilian Steinmann. Normalerweise ist der Rostocker Kapitän gerade nach Siegen noch für die eine oder andere Videoaufnahme aus der Kabine zu haben. Gestern meldete »Killer« jedoch SOS zurück: »Heute nicht. Wir wollen alle nur noch pennen. Das war unfassbar tough auf dem Eis. Wir haben alles, was wir hatten, in der Schlussphase rausgehauen. Da sind die Körper heute wirklich leer. Freuen uns aber unfassbar für alle Fans, besonders auch für die, die mitgereist sind. Auch für die haben wir uns reingehauen.«
Auch wenn es nicht die ganz monströsen Checks gab – das Spiel hatte seine harte Komponente. So manches Mal schüttelten sich die Spieler ihre von Stockschlägen geschundenen Hände. Kurz vor dem Spielende spielte auch noch ein Hammer Eisbär mit seinem überdimensionalen Zahnstocher im Gesicht von Patrick Pohl herum. Es war ein hartes Spiel!
Dreimal spielten die Piranhas ein seriöses Powerplay, dreimal trafen die Piranhas. Spielen die Rostocker Jungs in Überzahl, passieren mittlerweile fast immer gute Dinge. Die Quote ist mit mehr als 26 Prozent herausragend.
Stark auch, welche Qualitäten die Chancen der Rostocker hatten. Gestern waren wieder vier der fünf Treffer teilweise herausragend herausgespielt. Erneut gab es darüber hinaus eine Vielzahl hochkarätiger Gelegenheiten. Diese Mannschaft spielt schönes Eishockey!
Das belegt auch die Schussstatistik: Obwohl die Raubfische länger in Unterzahl schwammen als der Gegner, gewannen sie die Schlussbilanz relativ deutlich mit 38 zu 30.
Die Piranhas haben acht der vergangenen elf Spiele gewonnen. Am Sonntag gibt es zudem die Chance auf den siebten Heimsieg in Serie – im TOPSPIEL gegen die Hannover Scorpions.
Unser Appell: Trommelt im Freundeskreis und der Familie für das Spiel. Macht euch hübsch wie immer (das Fernsehen kommt) und packt die Bananen ein (nur ein Memo an einen guten Freund). Morgen sind wir alle gemeinsam #bissigfürrostock
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