Rostock Piranhas vs. Herford Dragons 5:1
Piranhas-Tore: Mieszkowski, Voronov 2x, Bloem 2x
Highlights: https://www.thefan.fm/details/WOcU6kRd/
Zuschauer: 1.200
Vorab:
Es gab eine Szene, da stand es 2:1 für die Piranhas tief im zweiten Drittel, die die ganze Brutalität des Eishockeysports zusammenfasst.
Herford hatte DIE riesige Chance zum Ausgleich, der Rostocker Goalie war bereits geschlagen. Der Stürmer der Gäste sah ganz viel Netz vor sich. Doch dann rutschte aus dem Nichts die Schlittschuhkufe von Marius Pöpel ins Bild, die den Puck entscheidend ablenkte. Haarscharf glitt dieser am Kasten vorbei.
Kein Tor. Kein Ausgleich. Wieder ein Schlag in die Magenkuhle der Gäste.
Es ist leicht, etwas Nettes über den Gegner zu schreiben, wenn man selbst gewonnen hat. Dennoch sind diese Worte wichtig: Die Herforder IceDragons haben es den Piranhas schwer gemacht, sie haben bis zum Umfallen gekämpft, sie hatten in einigen Szenen schlicht Pech. War der Sieg für bissige Raubfische verdient? Ja! Aber es war auch keine 5:1-Klatsche, wie das Ergebnis vermeintlich verrät.
Wir Piranhas kennen die Situation zu gut aus der zurückliegenden Saison. Wenns nicht läuft, läuft irgendwann alles gegen dich. Deshalb liebe Herforder: Kopf hoch, weitermachen! Irgendwann scheint wieder die Sonne. Manchmal viel schneller als gedacht.
Das Spiel:
Wer die Tore in der Chronologie sehen möchte, kann sich die Höhepunkte anschauen. Heute machen wir es etwas anders, das Format soll ja halbwegs lesenswert und lebendig bleiben. Wir erzählen die Geschichte des Spiels heute anhand dreier besonderer Spieler-Seschichten.
Bevor ein Vulkan ausbricht, grummelt und vibriert zunächst die Erde. Tage können vergehen, ehe der Berg wirklich sein Feuer spuckt.
Im Fall von Jack Bloem hat es vor Erdbeben bis zur Eruption zwei Tage gedauert. Wer das Auswärtsspiel in Erfurt gesehen hat, wird wissen, was wir meinen: Bei einem Angriff gelang Bloem eine so fulminante Körpertäuschung, dass der Gegner wahrscheinlich immer noch die Engel singen hört.
Es war eine brillante Szene, aber leider keine, die er mit dem Tor krönte. Doch der Gedanke »Boah, wo kommt das jetzt her« drängte sich schon in diesem Moment auf.
Gestern Abend sahen 1.200 Zuschauer in der Schillingallee die Explosion von Jack Bloem. Zwei Tore, zwei Vorlagen. Das 3:1 resultierte aus einem wunderschönen Handgelenkschuss. Das 4:1 bereitete er so überragend auf Voronov vor, dass sich selbst bei Stadionsprecher Ecco beinahe die Zunge verknotete.
Auch in drei, vier anderen Szenen tanzte sich Bloem wie ein Ulmenmarkt-Casanova auf der Ü-30-Party durch die gegnerische Abwehr. Eine Augenweide!
Nicht nur der Spielwitz, auch die Bilanz spricht für sich: In den vergangenen fünf Spielen gelangen Bloem sechs Scorerpunkte. In den ersten elf Partien waren es nur drei. Noch wichtiger als die Zahlen: Obwohl Jack seine Anlaufschwierigkeiten hatte, er zwischendurch in der vierten Reihe um Minuten kämpfte, hat sich der Junge nie hängen lassen. In einer fremden Stadt, ohne bekannte Gesichter, die Familie 6.000 Kilometer entfernt. Riesen Respekt für diese Courage!
Ähnlich wie Jack erging es auch Thomas Voronov, der zuletzt häufiger als zehnter Stürmer eher wenig Eis sah. Nach einigen frustrierenden Wochen bildete Voro nun gemeinsam mit Kilian Steinmann und Bloem die famose Reihe des Abends. Zweimal voronoffte er eiskalt einen rein, darunter das wichtige Tor zur 2:1-Führung. Smooth, wie er dabei seinen Gegenspieler trollte.
Dazu stibitzte sich Voro mit gewohnt gesenktem Kopf und schlauem Schläger immer wieder die Scheibe. Man möchte kein Gegenspieler sein, wenn ein Thomas Voronov wie ein D-Zug auf dich zurast.
Insgesamt erwies sich die Reihe – vermeintlich ein Notprojekt, weil Emil Bejmo als Center fehlte – als überragend stimmig. Während Killer und Voro immer wieder die Gegner hetzten oder anderweitig wehtaten, konnte Bloem in den freien Räumen zaubern.
Man darf gespannt sein, wie Coach Lenny Soccio nach der Rückkehr von Emil Bejmo mit den Reihen weitermacht. Diese Formation haben Piranhas-Fans aber bestimmt nicht zum letzten Mal auf dem Eis wildern sehen.
Dibi, der Starke!
Stellt dir folgendes vor.
Du bist Eishockeytorwart mit absolutem Stammgoalie-Potenzial. Du wurdest vor paar Jahren zum besten Torhüter in einer Oberliga gewählt. Und dann sitzt du wochenlang draußen und siehst, wie dein Kollege überragend hält und gewinnt
Albrecht hier, Albrecht da, Albrecht immer überragend. Sicher einer der Top-3-Torhüter der Liga. Und dir? Bleibt Eau de Schweiß auf der Spielerbank.
Dann darfst du ins Tor. Deine Chance. Die Halle ist voll. Du willst allen zeigen, was du kannst. Und Schwupps juckelt dir der erste gegnerische Schuss abgefälscht durch die Hosenträger.
Verdammt.
Eine Situation, in die sich sicher niemand freiwillig hineinfühlen mag. Dibi erlebte sie. Hautnah.
Seine Reaktion?
34 Paraden in Folge. Teilweise unglaubliche Saves. Fast 59 Minuten kein Gegentor. Es war nicht nur sportlich, sondern auch charakterlich ein herausragendes Spiel von DiBi.
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Drei Piranhas, die individuell schwierige Phasen überstehen mussten, haben gestern überragt. Oder wie Abwehrrecke Marius Pöpel nach dem Spiel beim ayurvedischen Abendausklang sagte: »Das war ein hartes Match heute. Nach den vergangenen Wochen und dem langen Spiel in Erfurt waren einige von uns müde. Die dritte Reihe hat uns heute die entscheidende Energie gegeben. Aber das macht uns aus: Wir sind in jedem Spiel füreinander da, wir bauen uns gegenseitig auf, wir helfen uns. Wir sind eine Mannschaft.«
Der Notizzettel:
Das Ziel 1.500 Zuschauer wurde trotz überragendem Online-Verkauf leider verfehlt, trotzdem sorgten 1.200 Besucher für die zweitbeste Kulisse der bisherigen Saison. Dankeschön! Und wisst ihr was? Wir knacken die 1.500er-Marke einfach ein anderes Mal. Wir sind uns sicher, dass diese Rostocker Jungs den Bumms diese Spielzeit noch ausverkaufen. Es wäre – stand jetzt – hochverdient.
Apropos Zahlen: 2.700 Euro sind für die Kinderklinik Rostock zusammengekommen. Auch Herforder Fans hauten ordentlich Scheine in die Spendenbüchse. Danke dafür. Eishockey bedeutet: zusammen halten! Wir zeigen euch bald, was damit angestellt wurde!
Bei allem Sonderlob für drei herausragende Einzelleistungen – erneut spielten die Piranhas kollektiv leidenschaftlich. An einem Abend, an dem spielerisch nicht alles gelang, an dem einer der besten Spielmacher der Liga erkrankt fehlte, erkämpften sich die Rostocker Jungs verdient drei Punkte.
Raul Jakob machte gestern die ersten zwei Punkte im Piranhas-Trikot – kannste halten wie ein Dachdecker, Kollege! Außerdem mit offensiven Akzenten: Marius Pöpel. Sein Schuss staubte Mike Mieszkowski zum 1:1 ab. Was manche sicher nicht mitbekommen haben: In den vergangenen fünf Spielen steuerte Pope sieben Torbeteiligungen zur Punkteserie bei.
Und zuletzt: Die Stimmung gestern war zauberhaft, wild, herzlich. Als Beleg eine Nachricht, die ein Fan heute an die Piranhas schrieb. Danke an Marian S. für die lieben Worte!
»Das war ein Abend, an dem man unabhängig vom Ergebnis mit einem Lächeln aus der Halle geht. Da kommt richtig was rüber vom Eis auf die Ränge. Bei jedem Spieler, der in die Bande kracht und wieder aufsteht, sieht man all das, was man so oft bei beliebteren Sportarten vermisst. Leidenschaft, Engagement, Kampf! Und als Krönung auch noch Fair Play ohne das Getöse beim Schiedsrichter. Ich weiß jetzt, was #bissigfürrostock heißt. Da sind Jungs unterwegs, die die Grundtugenden des Sports auf eine sympathische Art und Weise leben.«
Der Ausblick:
»If it’s brown lay down. If it’s black fight back. If it’s white goodnight.”
Diese englischsprachige Eselsbrücke thematisiert den richtigen Umgang mit Bären in der freien Wildbahn. Bei Braunbären soll angeblich das Hinlegen und Totstellen helfen. Bei Schwarzbären wird das Lärmmachen empfohlen. Und bei Eisbären? Wird dir Andrea Bocelli ein Liedchen singen!
Nun empfangen die Piranhas am Freitagabend ausgerechnet die starken Polarfellnasen aus Hamm, die bisher alle drei Spiele (zweimal Vorbereitung, einmal Saison) gegen uns gewinnen konnten. Shit!
Aber: Der Sechste (Wir!) empfängt den Siebten – und die Rostocker Jungs werden sich sicher nicht freiwillig schuppen lassen.
Also Leute: Es wird spannend, es wird laut – zusammen zum 5. Heimsieg in Serie!
Text: Hannes Hilbrecht
Fotos: Bastian Horn
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