Spielbericht: Rostock Piranhas vs. Hammer Eisbären: 4:1

Piranhas-Tore: Paul-Mercier, Öhrvall, Nix, Stopinski

Zuschauerzahl: 1.125

Highlights: https://www.thefan.fm/details/13734/

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Elfmal bekamen die Piranhas in den vergangenen Wochen auf den Latz, bevor gestern der Bann brach. Zeit, das gestrige Spiel in elf Glücksmomenten nachzuerzählen.

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Kintsugi.

Das ist kein Sushi, kein obskures Lebewesen, sondern eine traditionelle japanische Reparaturmethode.

Mit ihr werden beispielsweise zerbrochene Vasen oder Schalen mit speziellen Lacken wieder zusammengeklebt. Das Besondere?

Versucht man üblicherweise, die Bruchstellen zu kaschieren, funktioniert es beim Kintsugi anders. Die Narben der Vase werden vergoldet oder mit Platin bearbeitet. Sie sollen damit hervorgehoben werden.

Beim Kintsugi wird also nicht versucht, etwas Altes auf Krampf wiederherzustellen. Stattdessen soll aus dem Alten etwas Neues entstehen.

Ganz vielleicht hatten die Rostock Piranhas gestern einen Kintsugi-Moment.

Elf Eindrücke eines bemerkenswerten Eishockey-Spiels!

  1. Die Alten sind da.

Freundschaft. Gibt es etwas Pureres und Schöneres im Leben? Eine gute Freundschaft ist wie Liebe ohne zu viele Verpflichtungen. Hat ein schlauer Mensch aus dem Benedektiner-Orden mal gesagt.

Gestern Abend war ein ganz spezieller Stammtisch bei uns zu Gast. Eine Gang, die seit 1964!!! zusammen ihre Freitagabende verbringt. Ihre Reihen sind lichte geworden, nicht nur auf dem Kopf. Aber drei alte coole Säcke waren gestern das erste Mal beim Eishockey. Mit weit über 80. Tranken ihr Pils, aßen ihre Bratwurst und jubelten unter Decken eingemuckelt einem Heimsieg zu.

Kommt gerne wieder, Boys! Und an alle, die nicht zum Hockey gehen, weil sie fürchten, den Puck nicht sehen zu können. Unsere Gang vom WIRO-Fan-Sofa hat es ja gestern auch geschafft. Grauer Star am Arsch!

  1. Der Kader ist voll. Also ein bisschen.

Beim Blick auf die Aufstellung gestern Freude. 16 Feldspieler standen zur Verfügung. So viele wie seit halben Ewigkeiten nicht mehr. Noch besser, und das war auch zu sehen: Es standen nicht nur 16 Jungs auf dem Eis, sondern 16 weitgehend gesunde und fitte Rostocker Jungs. Spieler wie Kilian Steinmann oder Connor Hannon, die vor Wochen spielten, obwohl sie den Schläger nicht richtig halten konnten, sind wieder fit. Das spürt man!

  1. Volldampf von Beginn.

Noch vor dem ersten Tor drückten die Piranhas mit Verve auf die Führung. Zweimal allein vor dem Torwart, dann ein Pfostenschuss, und überall dieser Torhüter. Immer wieder gewannen die Raubfische früh die Scheibe, brachten sie Richtung Tor. Das war unfassbar nett anzuschauen! Das erinnerte stark an unseren Indian Summer im Spätherbst.

  1. Christian Paul-Mercier kann auch hässlich.

Christian Paul-Mercier hatte gestern Bock. Obwohl nur in der vierten Reihe eingesetzt, lud er fast jeden Wechsel mit Energie auf. Die Belohnung folgte früh. René Behrens haute die Scheibe einfach aufs Tor und Mercy fälschte sie einfach ab. Endlich mal wieder ein hässliches Tor, das so lange nicht fallen wollte. Hübsch gemacht, Jungs!

  1. Als Albrecht sogar den Puck vorbei gucken konnte.

Sebastian Albrecht zog gestern wieder die Berliner Mauer hoch. Aber keine Sorge, die Bananen und anderen Südfrüchte dürfen wir behalten!

Nicht nur hielt Borschtl 59 Minuten und ein paar zerquetschte Sekunden die Hütte sauber. Er parierte 42 Schüsse, mehrfach mit Wow-Moment. Besonders als das Tor leer war, Albrecht geschlagen schien, das 1:1 einfach fallen musste, hexte Albrecht. Der Hammer Eisbär knatterte den Puck einen gefühlten halben Meter vorbei. Borschtel konnte an diesem Abend sogar Pucks am Tor vorbei gucken.

  1. Hans wieder im Glück.

Jesper Öhrvall trifft wieder, und gestern unnachahmlich schön. Und auch hier meinte es der Eishockeygott ausnahmsweise nett mit uns. Ein wuchtiger Stromberg-Schuss (der leider einen Hammer Eisbär verletzte – gute Besserung!) landete als Abpraller bei Hans Jesper Öhrvall. Wäre in den vergangenen Wochen der Puck zielsicher auf das gegnerische Schlägerblatt gesprungen, lag er nun dort, wo sich jede Hartgummischeibe wie bei einer Thai-Massage fühlen darf. Ein Blick, ein Schuss, ein kollektiver Jubel. Öhrvall halt.

  1. Als Louis die Hammer Eisbären vernaschte.

Gestern im Mitteldrittel lieferte Louis Stromberg eine Verteidigungsszene der Extraklasse. Hinter dem eigenen Tor spielte er zwei Hammer Spieler komplett aus. Er vernaschte sie nicht nur, er machte sie nackig. Band ihnen sogar die Schnürsenkel der Schlittschuhe zusammen, so cool und dreist war unser jüngster Verteidiger. Aber nicht nur das! Nach der Eislaufshow spielte er einen sogenannten Saucer-Pass über 25 Meter auf Manuel Nix – der leider den Alleingang vergab. Louis, spiele weiter so, und die verrückten Amis werden noch eine Stadt nach dir benennen!

  1. Als Steinmann den Airich planierte.

Kurz vor Ende des zweiten Drittels schlug Kilian Steinmann zu. Nicht strafwürdig, sondern fair. Mit einem unfassbar harten Check knüppelte er auf Julian Airich ein, dem bärtigen Lulatsch der Hammer. Wobei: Lulatsch trifft es nicht! Airich ist Kapitän, ein hart gesottener Hund, eine Respektsperson. Ein guter Eishockeyspieler.

Kilian war das egal, scheißegal. Ein Vereinsoffizieller sagte später beim Siegbier: »Der Airich lässt sich normalerweise nichts gefallen. Der macht zur Not auch richtig Rabatz auf dem Eis. Aber das Ding gestern ging richtig auf die Knochen. Das tat richtig weh. Da hat Kilian mal einen rausgehauen. Gut, dass es keine Verletzung gab.«

  1. Nix mit Hammer Comeback.

Zwei Tore hatten die Rostock Piranhas reingeprügelt, mit Willen und Leidenschaft. Das 3:0 war dagegen richtig smooth. Bejmo holte die Scheibe, wühlte sich durch die gegnerische Abwehr, ein perfekter Pass, und schon war Nix mehr los mit dem Hammer Comeback. Manuel Nix mit dem sauberen 3:0. Die Vorentscheidung.

Und: Krass, mal wieder 3:0 zu führen.

  1. Die Schönheit des Empty-Netters.

Ein Schuss ins leere Tor – immer ein besonderer Genuss-Moment. Der Schokoraspel auf der Sahnehaube der Torte. Konditor gestern: Filip Stopinski.

So ein Empty-Netter ist immer eine nette Sache. Vor allem zu Hause. Hier aber auch Respekt an den Gegner: Hamm gab sich nicht auf und probierte alles!

  1. Und das Wichtigste!

Ihr Fans durftet endlich wieder jubeln.

Was haben wir das vermisst. Und vor allem: Was habt ihr dafür getan.

Trotz der Pleitenserie war die Halle gestern prall gefüllt. Nach jeder Niederlage habt ihr uns aufgebaut, wart ihr für den Verein da. Wo andere Clubs ihre Trainer am liebsten nach Guantanamo schicken würden, haben wir alle zusammen gehalten. In der Schillingallee bei den Spielen – und in den sozialen Netzwerken. Ihr seid besonders.

Danke, Fans!

Was noch auffiel:

Obwohl die Piranhas gestern kein einziges Powerplay bekamen, muss man die Leistung der Unparteiischen positiv hervorheben. Das war gestern eine fantastische Spielleitung. Super Spielfluss, Härte, aber kein unfairer Bockmist. Es wurde auf beiden Seiten viel laufen gelassen – und das macht einfach Spaß.

Zum Abschluss: Lennys Kintsugi!

Coach Lenny Soccio klebte gestern die Vase seiner Mannschaft neu zusammen. Denn so wie die Piranhas aufgestellt waren, waren sie dieses Jahr noch nie aufgestellt. Mit Hannon und Turnwald packte der Trainer die erfahrensten Verteidiger zusammen – und beide dominierten viele ihrer Wechsel.

Im Angriff spielten Pohl, Öhrvall und Kunz zusammen. Danach Fleischmann, Steinmann und Stopinski. Und dann Bejmo, Schaludek und Nix. Und es ging auf! Zählt man Hörl und Mercier als vierte Reihe dazu, schossen gestern alle vier Linien ein Tor. Das nennt man dann – ganz nach dem Kintsugi – wohl ein goldenes Händchen.

 

 

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