Moskitos Essen vs. Rostock Piranhas: 1:6
Torschützen: Steinmann, Hannon (2x), Stopinski (2x), Schaludek
Wichtig: Volle Halle gegen Halle: Kommt am Sonntag alle zum Ostderby gegen die Saale Bulls!
Tickets: https://ticketing07.cld.ondemand.com/online/index.php3...
Highlights: https://www.thefan.fm/details/12984/
Text: Hannes Hilbrecht
Fotos (Archiv): David Garbe
»Die Rostock Piranhas haben einen starken Teamgeist, und das lassen sie dem Gegner auch auf dem Eis spüren.«
Das Sprade.tv-Kommentatoren-Duo aus Essen
Das Spiel:
Als Connor Hannon nach genau 28 Minuten und 39 Sekunden den Puck in die Maschen gezuckert hatte, war etwas Erstaunliches passiert.
Nicht nur, dass es die 4:0-Führung auswärts in Essen war. Es war das elfte Piranhas-Tor hintereinander - ohne dass ein Gegner mit einem eigenen Treffer dazwischen hauen konnte. 11 zu 0 – seit der 36. Minute des Herford-Spiels bis zur 29. Minute in der Partie gegen Essen. Das muss man sich erst mal begreiflich machen.
Was für ein Team!
Aber von vorn.
Das erste Drittel:
Tatsächlich kamen die Essener in den ersten Minuten besser ins Spiel. Es war nicht so, dass die Piranhas von der schieren Dominanz des Gegners erdrückt wurden. Aber mehr Spielanteile und auch Chancen hatten die Moskitos. Besonders, als ein Schuss durch die Schoner von Torwart Timon Bätge glitschte und an den Innenpfosten prallte, hatten die Raubfische Glück. Nicht wenige Essener hatten auf den Rängen schon aus vollem Herzen gejubelt.
Spoiler: Es sollte der einzige unbeschwerte Jubel der Gastgeber an diesem Abend bleiben.
Und die Piranhas?
Kamen ausgerechnet mit der ersten Unterzahl richtig gut ins Spiel. Essen brachte sich zunächst kaum nennenswert in Position. Rostock stand robust. Immer wieder segelten die geklärten Pucks in die Freiheit des gegnerischen Drittels. Mit Ablauf des Powerplays begann dann endgültig ein furioser Abend aus Rostocker Sicht.
Louis Stromberg gewann den Puck, spielte auf Jesper Öhrvall. Der nahm Tempo auf, brachte Essen so direkt in die missliche Lage eines 2-auf-1-Konters. Anschließend schaufelte Öhrvall den Puck über den Schläger des Verteidigers auf Kilian Steinmann. Und der Kapitän, der anscheinend immer noch in Teilzeit unter einer Connor-McDavid-Psychose leidet, legte den Abschluss easypeasy durch die Schoner des Torwarts ins Netz.
War Killer noch vor einem Jahr Fachbeauftragter für Reinwürgetore, hat er längst zur Feinmotorik gefunden. Ein toller Treffer, dem nur zwei Sekunden zum Shorthander fehlten.
Danach sollte das Spiel ein anderes sein. Die Piranhas hatten deutlich mehr Ruhe und Kontrolle. Vor allem Spielwitz! Kurz vor dem Ende des ersten Drittels fuhr Jesper Öhrvall geschmeidig wie ein in Buttermilch eingelegtes Kaninchen um gegnerische Abwehrbeine herum. Und dann, plötzlich und arglistig, spielte er perfekt auf den mustergültig eingelaufenen Hannon. Innenpfosten, Tor, Ekstase. Das 2:0 in der 20 Minute – ein Tor, das die gesamte Klasse von Öhrvall und Hannon miteinander verband.
Das zweite Drittel:
Auch im zweiten Drittel brauchten die Piranhas einen Lattenschuss, um aufzuwachen. Essen im Pech – und was zu diesem Zeitpunkt keiner ahnen konnte: Es sollte die letzte ernsthafte Gelegenheit zu einem Comeback sein.
Stattdessen malten die Piranhas das nächste Bob-Ross-Gemälde von Tor ins Eis. Pohl mit dem blinden Rückhandpass auf Kunz, der mit dem erneuten blinden Rückhandpass auf Stopinski. Und der hatte Zeit, viel Zeit, und hob den Puck souverän ins Netz und ein bisschen in den Piranhas-Himmel. Leckerer gehts nicht! Und es war nicht die letzte Erstesahnekombination des Abends.
Nur Momente später spielten sich Emil Bejmo und Jesper Öhrvall die Scheibe zu. Connor Hannon lief in den Slot, bekam von Öhrvall den Puck auf den Pfannenwender und jagte die Sachertorte aus Hartgummi in den vorgeheizten Ofen der Heimmannschaft. Während die Raubfische ihre Loveparade zum Eishockey tanzten, war in der Essener Halle Totensonntag.
Mit einem Aber.
Essen sollte tatsächlich noch ein Ausrufezeichen setzen, als Alexei Dmitriev das zweite Powerplay des Abends nutzte. Eine wirklich schöne Kombination hatte den starken Timon Bätge chancenlos ausgehebelt.
Für die meisten Eishockeyfans wäre es nur das 1:4 gewesen, ein kleiner Makel. In etwa so tragisch wie ein geborstener Schuhanzieher von IKEA.
Aber die Piranhas durften gewarnt sein. Nur zwei Tage zuvor hatten die Raubfische selbst ein 0:4 dank eines Wunder in der Schillingallee gegen Herford gedreht. Drohte nun ähnliches Ungemach?
Nicht mit den Rostocker Jungs, die mit jedem Spiel mehr wirken wie eine potenzielle Spitzenmannschaft! Der erneut unglaubliche Öhrvall, der am Sonntag ein unglaublicher Assistgeber war, bereitete sein viertes Tor vor. Max Schaludek hatte keine Mühe – 5:1. Der dünnwandige Ballon der Essener Hoffnung war zerplatzt. Und mehr noch: Filip Stopinski tranchierte im ersten Rostocker Powerplay die Heimabwehr mit einem äußerst platzierten Schuss.
6:1. Das Spiel war so gut wie vorbei. Tatsächlich kann man über das letzte Drittel nicht viel berichten, der Leichenschmaus blieb aus. Außer, dass die einen noch immer wollten, aber nicht konnten, und die Rostocker Jungs souverän den Gegner für sich tanzen ließen.
Der Respekt für den Gegner:
Jeder, der sich etwas mit Eishockey beschäftigt, weiß, was Essen für eine geile Mannschaft hat. Dass der Trainer zu den besten der Liga gehört. Und ganz ehrlich: Ohne Elvis (gemeint ist Kollege Biezais) ist es schwer mit Rock ’n R Roll. Was man auch wertschätzend erwähnen darf: Trainer Danny Albrecht ließ nichts unversucht. Tauschte Reihen, setzte auf zwei Formationen, probierte und probierte. Mit weißer Fahne hatte der Auftritt nicht viel zu tun. Für die Mücken kommen bald bessere Zeiten!
Auch positiv: Der wertschätzende Sprade.tv-Kommentar – gerade angesichts des bitteren Spielverlaufs.
Der Spieler im Fokus:
Ja, es ist wohl so, dass die Piranhas mit Connor Hannon und Jesper Öhrvall zwei der besten Profis der Liga in ihren Reihen wissen dürfen. Was dabei nicht vergessen werden darf? Es ist auch die Mannschaft der Filip Stopinskis, der Thomas Voronovs, der Louis Strombergs oder Christian Gurans. Oder, Oder, oder.
Es ist:
ein Team.
Man könnte viele Spieler herausheben, doch dafür reicht leider der Platz nicht. Einer, der eine besondere Erwähnung verdient hat, ist aber jener Filip Stopinski. Der Rückkehrer zählt zu den Spielern, die jeden Forecheck bis ans Limit ausreizen. Stopinski knallt sich rein, immer, zu jeder Zeit, egal wo, sagt auch Lenny Soccio.
Gestern belohnte sich der Angreifer mit zwei Polenböller zum Tischgebet – wirklich feine, feine Tore. Ähnlich Timon Bätge. Der hatte einige harte Spiele als Goalie bekommen, zum Beispiel Auswärtsfahrten gegen Tilburg und die Scorpions. Gestern war der zweite Goalie ein überragender Rückhalt – und konnte endlich das erste Mal für die Raubfische gewinnen!
Der Notizblock:
Connor Hannon und Emil Bejmo als Verteidiger-Duo. Wie sehr willst du als Gegner am Allerwertesten sein, wenn sich die Piranhas im gegnerischen Drittel fest gebissen haben? Es war eine Augenweide, was die beiden an der Blauen zusammen brauten.
Louis Stromberg bekam einen knallharten Check, hielt sich dann die Schulter. Zum Glück konnte er weitermachen! Denn: Die Piranhas waren nur mit vier Verteidigern angereist. Auch das spendet zusätzliches Selbstvertrauen. Die Piranhas haben ohne Rennert, Häring und Pöpel nur ein Gegentor fressen müssen. Ein besonderes Lob auch an Jan Tramm, der zwischendurch viele Wochen trotz schmerzhafter Blessur für das Team auf die Zähne gebissen hat. Auch gestern ein krasser, aber gerade deshalb leicht zu übersehener Job. Geiler Typ!
Überragend auch, wie geduldig sich die Piranhas die Chancen herausspielten. Jedes Tor war eine individuelle Augenweide. Dass die Piranhas so wenig Schüsse für sechs Tore brauchten, war kein Glück. Es sprach schlicht für die Qualität der erarbeiteten Chancen.
Gegen Herford und in Essen gespielt – 13 Tore geschossen, sechs Punkte geholt. Wie geil kann Eishockey sein!
Übrigens: Die Mannschaft lehnte auch gestern ein Kabinen-Foto oder sonstige Feierein ab. Statement vom Kapitän Kilian Steinmann: »Es ist noch nicht an der Zeit, sich auf die Schulter zu klopfen. Wir haben viel vor.«
Zahlen der Woche:
Torverhältnis der Piranhas nach dem 4. Spiel: - 15
Torverhältnis der Piranhas nach dem 17. Spiel: + 3
Tore der Piranhas in den ersten 12 Spielen: 37
Tore der Piranhas in den vergangenen 5 Spielen: 31
Zitat des Spiels:
»Emil Bejmo könnten wir auch ins Tor stellen. Der Typ kann wirklich alles spielen.«
Vorstand Tobias Mundt über den notgedrungenen Einsatz von Mittelstürmer Emil Bejmo in der Verteidigung.
Unser Wunsch:
Du hast den Spielbericht komplett gelesen? Alter, Langeweile oder watt, würde ruhrpottcharmant der Vfl-Jesus blöken.
Wenn du so viel liest, dann teile und kommentiere den Bericht gern auf Facebook! Die Piranhas spielen unfassbares Eishockey. Die Schillingallee kocht. Wir brauchen diese Reichweite, damit wir neue Fans gewinnen können. Nur zusammen können wir das heißeste Sportteam in Rostock bekannter machen. Denn, eines ist klar: Die Piranhas haben zurzeit jeden Fan verdient!
Gemeinsam #bissigfürrostock